Die Forscherinnen werteten außerdem auch den Inhalt von mehr als 2500 TikTok-Videos aus. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass etwa 30 Prozent der Challenges auf TikTok potenziell schädlich, 1 Prozent sogar potenziell tödlich seien. Inhalte, die laut dem Jugendmedienschutz-Staatsvertrag absolut unzulässig sind, seien aber eine seltene Ausnahme. In den meisten Fällen handelte es sich demnach um Schmerzdarstellungen, etwa wenn Teilnehmer sich versehentlich bei einer Challenge verletzen. Darunter fallen aber auch gewollte schmerzhafte Darstellungen wie bei der «Hot Chip Challenge». Dabei sollten sich Teilnehmer filmen, wie sie einen besonders scharfen Chip essen - der Hersteller hat die Chips inzwischen zurückgerufen, weil sie zu scharf seien.
Diese Challenge nennt die Studie auch als Negativbeispiel dafür, wie TikTok potenziell gesundheitsgefährdende Inhalte wenig bis gar nicht reguliere und diese sich so schnell verbreiten können. Bei potenziell tödlichen Challenges gehe TikTok hingegen konsequent vor, die Studie kritisiert allerdings mangelnde Transparenz, nach welchen Kriterien TikTok reguliert.
Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, forderte TikTok angesichts der Ergebnisse auf, mehr für den Jugendschutz zu tun, auch wenn es bei der großen Zahl an Inhalten eine Herausforderung sei. Schmid erinnerte aber auch Eltern und Lehrkräfte an ihre Verantwortung: «Es reicht nicht, nur zu wissen, wie das Kind nach dem Sportunterricht nach Hause kommt, sondern auch, mit wem es virtuell abhängt und was ihm dort begegnet.»
Für die repräsentative Online-Befragung wurden im Oktober 2023 755 Jugendliche im Alter von 10 bis 16 Jahren, quotiert nach Alter und Geschlecht, befragt. Die Analyse der TikTok-Challenges fand anhand von 2533 Videos im Zeitraum zwischen 13. Oktober und dem 05. November 2023 statt. Dabei wurden sowohl deutsch- als auch englischsprachige Videos mit Bezug zu einer TikTok-Challenge ausgewählt.