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Hoffnungsschimmer für den «Vogel des Jahres»

Der Kiebitz hat es im Süden Deutschlands schwer. Die Zahl der Brutpaare steigt in einem großen Gebiet am Oberrhein aber wieder an.
Kiebitz
Ein Kiebitz fliegt bei Bodenheim über die Rheinwiesen. © Peter Zschunke/dpa

Feuchtwiesen, flache Gewässer und wenig Bäume: Wer auf der Autobahn 5 zwischen den badischen Orten Achern und Appenweier unterwegs ist, vermutet wohl kaum, an einen regelrechten Hotspot für Kiebitze vorbeizufahren. Der selten gewordene Wiesenvogel mit seinen auffallenden Schmuckfedern am Kopf trägt den Titel «Vogel des Jahres 2024».

«Die Kiebitze brauchen offene Flächen», sagt der Bühler Biologe Martin Boschert, der sich in der Region im Auftrag der Regierungspräsidien Freiburg und Karlsruhe um den stark gefährdeten Vogel kümmert. «Wasser ist ganz entscheidend.»

Der Bestand brütender Kiebitze brach im Südwesten in den vergangenen Jahrzehnten um 80 bis 90 Prozent ein, wie der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) vorrechnet. Gründe dafür sind schrumpfende Lebensräume für die Vögel und eine intensivierte Landwirtschaft.

Zahlen steigen in einem großen Gebiet

Im großen Gebiet von Kammbach-Niederung und Rench-Niederung im Ortenaukreis gab es vor 15 Jahren noch über 200 Brutpaare, inzwischen sind es nur noch etwa 80, bilanziert Boschert. Der Kenner der Gegend ist dennoch hoffnungsvoll: «Wir haben hier einen guten Bestand. Es geht wieder leicht nach oben», resümiert der Experte mit Blick auf die Zahlen. Das laute «Kiewit» der Vögel ist im Frühjahr in der Ebene deutlich vernehmbar.

In der gesamten badischen Oberrheinregion wurden im vorvergangenen Jahr rund 200 Kiebitz-Paare gezählt. Landesweit waren es nur etwa 300 bis 400 Paare, wie Boschert berichtet. Im Süden Deutschlands hat es der Wiesenbrüter besonders schwer, im Norden ist er weiter verbreitet.

In der Rheinebene nördlich von Willstätt (Ortenaukreis) sind kilometerlange Elektrozäune entlang von Straßen und Feldwegen zu sehen. Die Absperrungen sollen vor allem Hunde und Füchse abhalten, zu den brütenden Kiebitzen zu gelangen. Flachgewässer wurden vergrößert, um Kiebitze anzuziehen, Gehölze entfernt, um mehr Platz für die Vögel zu schaffen.

Ausweg Karlsruher Zoo

«Diese Maßnahmen wirken», resümiert Boschert. Der 64-Jährige zeigt sich auch zufrieden, dass die seltenen Vögel dieses Frühjahr gute Bedingungen vorfinden: «So nass war es seit Jahren nicht mehr.» In der Region löst der Vogelschutz auch Widerstand aus - so gab es lokalen Medien zufolge Kritik, weil Bäume gerodet wurden.

Die Vogelkundler versuchen, Gelege zu schützen, damit sie nicht umgegraben werden. Dazu gibt es Kontakt mit Landwirten. Inzwischen läuft für den Oberrhein zwischen Freiburg und Mannheim ein Förderprogramm, dass den Einsatz von 17 Ehrenamtlichen ermöglicht. Sie betreuen jeweils bestimmte Gebiete.

Wenn ein Gelege an Ort und Stelle nicht mehr zu retten ist, kommt es in den Karlsruher Zoo. Dort werden die Eier dann in Brutkästen ausgebrütet. Tierpfleger kümmern sich im Rahmen eines Artenschutzprojekts um die Küken. Dabei haben die Tiere möglichst wenig Kontakt zu Menschen - denn sie sollen wieder in die Natur.

Auch Minitechnik im Einsatz

Um mehr über die Reiserouten der Kiebitze zu erfahren, setzen die Experten auf Minitechnik. Acht Jungtiere wurden mit kleinen Sendern ausgestattet. «Wir wollten wissen, wie hoch die Überlebensrate im ersten Lebensjahr ist», erzählt Boschert.

Das Ergebnis nach dem Winter stimmt den Biologen zuversichtlich. Denn von fünf Tieren gibt es per Sender immer noch Lebenszeichen. «Wir sind sehr überrascht.»

Kiebitze ziehen durch halb Europa, sie mögen mildes Klima. Sie machen sich deshalb gerne in Richtung Südwesten auf: Ein beliebtes Ziel in der kalten Jahreszeit war Spanien. Einer der badischen Kiebitze ist zurzeit auf der andern Rheinseite im nördlichen Elsass unterwegs, wie die Sendersignale ergeben.

© dpa
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