Er engagiert sich für Demokratie und Mitmenschlichkeit, gegen Rassismus und rechte Gewalt - und wählt gerne klare Worte: Der Musiker und Maler Wolfgang Niedecken (72) ist am Donnerstagabend mit dem Georg-Meistermann-Preis der Stiftung Stadt Wittlich ausgezeichnet worden. «Du stehst für ein weltoffenes und empathisches Deutschland und hast dich in der Tat auch damit um unser Land verdient gemacht», sagte der frühere Bundespräsident Horst Köhler in seiner Laudatio zu dem Preisträger in Wittlich.
Niedecken sei «eine Persönlichkeit, die in ihrem Leben stets mit Rückgrat und Courage für die Werte unserer freiheitlichen Demokratie eingetreten ist, die Haltung zeigt, wo es Not tut, und für die Verantwortung keine bloße Worthülse ist». Köhler sagte, er kenne den Kölner seit Jahren und schätze ihn «als einen, der den Mund auftut und frei heraus sagt und singt, was er denkt und was er fühlt».
Bei einem Festakt nahm Niedecken die mit 10 000 Euro dotierte Ehrung entgegen. «Es ist mir eine absolute Ehre, und das werde ich nicht vergessen», sagte er vor gut 1000 Menschen. Er werde das Geld an das Projekt «Rebound» spenden, das er 2007 mitgegründet hatte: Es hilft Kindern und Jugendlichen im Ostkongo und Norduganda, die durch kriegerische Auseinandersetzungen verletzt und traumatisiert wurden.
Vor zehn Jahren erhielt er für sein Engagement in Afrika das Bundesverdienstkreuz. 2004 war er Botschafter für die Aktion «Gemeinsam für Afrika» geworden.
Köhler sagte, Niedecken sei auch ein «talentierter Maler» und ein «herausragender Musiker», der mit der von ihm 1976 gegründeten Kölschrockband BAP 23 Studioalben herausgebracht habe.
Auch heute bleibe Zivilcourage gefragt, sagte Köhler. «In unserem Land hat sich in den letzten Wochen ein Antisemitismus gezeigt, von dem manche dachten, dass er schon längst überwunden sei.» Und leider hätten Rassismus, religiöse Diskriminierung, Homophobie und Nationalismus noch immer an vielen Orten der Welt Konjunktur.
Zu Niedecken sagte Köhler: «Dein Eintreten für Demokratie, Mitmenschlichkeit und Fairness ist beispielhaft. Deine unverwechselbare Stimme hat im polyphonen Chor der Meinungen in unserem Land einen festen Platz.»
Mit dem Preis soll das Andenken an den Künstler Meistermann (1911-1990) und sein Engagement für Demokratie und Meinungsfreiheit wachgehalten werden. Der Nachlass des Malers und Zeichners ist zu großen Teilen Eigentum der Stiftung Stadt Wittlich. Zuletzt war der Preis 2018 an den ehemaligen Präsidenten der EU-Kommission, Jean-Claude Juncker, verliehen worden.