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Hustensaft bis Insulin - Anhaltende Lieferengpässe beklagt

Die Pandemie ist vorbei, dennoch gibt es immer noch eine lange Liste von Arzneimitteln, die nicht lieferbar sind. Kann die Versorgung von Patienten in Niedersachsen noch sichergestellt werden?
Apothekerkammer Niedersachsen - Cathrin Burs
Cathrin Burs, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, spricht in einem Interview mit der dpa. © Moritz Frankenberg/dpa

Das Problem der Lieferengpässe bei Arzneimitteln hat sich nach Auskunft der Apothekerkammer Niedersachsen deutlich verschärft. Nicht lieferbar seien zum Beispiel verschiedene blutdrucksenkende Mittel, Antidepressiva für Jugendliche oder bestimmte Asthma-Mittel, sagte Vorstandsmitglied Gabriele Röscheisen-Pfeifer der Deutschen Presse-Agentur. «Wir haben Hustensäfte und sogar Insuline, die nicht lieferbar sind. Zu dem Portfolio kommen jeden Tag neue Mittel hinzu», berichtete die Apothekerin aus Oldenburg.

Patientinnen und Patienten rät die Kammer, sich eine Stammapotheke zu suchen, denn diese könne viel möglich machen - etwa in Absprache mit dem verschreibenden Arzt alternative Mittel besorgen oder zum Beispiel Fiebersäfte oder Zäpfchen für Kinder selbst herstellen.

Die Staatssekretärin im niedersächsischen Gesundheitsministerium, Christine Arbogast, sagte: «Die medizinische Versorgung der Bürgerinnen und Bürger ist gesichert.» Aber es gebe durchaus auch Probleme, zum Beispiel wenn es um die sofortige Verfügbarkeit von bestimmten Arzneimitteln gehe. Bund und Land hätten schon Veränderungen auf den Weg gebracht und würden Lösungen finden, darunter auch digitale Lösungen, sagte Arbogast.

Von der Bundesregierung fühlen sich die Apothekerinnen und Apotheker im Stich gelassen. Ihnen werde immer mehr Bürokratie aufgebürdet, kritisieren sie. Die Lieferschwierigkeiten führten zu Mehrarbeit, die weder wertgeschätzt noch honoriert werde, sagte Röscheisen-Pfeifer. Besorgniserregend seien auch Engpässe bei Betäubungsmitteln, die in der Palliativmedizin eingesetzt werden - also bei der Linderung der Schmerzen sterbender Menschen.

Die Versorgungsschwierigkeiten sind ein bundesweites Problem. Die Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, Cathrin Burs, sagte der dpa, dass der Berufsstand seit Jahren bei Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf die sich zuspitzenden Lieferengpässe hinweise. «Wir fordern den Minister auf, uns zuzuhören und einen konstruktiven Dialog zu führen», betonte Burs.

Hauptursache sind der Kammerpräsidentin zufolge Fehlentwicklungen in der Vergangenheit. Demnach wurde die Wirkstoffproduktion für den Weltmarkt aus Kostengründen in wenige Betriebe in Fernost verlegt. Ein im Ausland produziertes Schilddrüsen-Medikament zum Beispiel sei laut Ankündigung bis zum Jahr 2028 nicht lieferbar. Burs forderte, Wirkstoffe und Arzneimittel wieder verstärkt in der Europäischen Union zu produzieren.

«Wenn die Politik jetzt nicht tätig wird, wird der Rückgang der Apotheken sich weiter beschleunigen», warnte Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des Landesapothekerverbandes Niedersachsen. Das Management der Lieferengpässe werde durch den Personalmangel erschwert. In Niedersachsen gibt es rund 1700 Apotheken, vor zehn Jahren waren es mehr als 2100. Groeneveld fordert für Niedersachsen zudem mehr Studienplätze und Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Pharmazie.

Anstoß nehmen die Apotheker an einer langen Liste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte. Dort müssen sie seit Samstag nachschauen, ob ein Medikament tatsächlich nicht lieferbar ist, bevor sie selbst tätig werden können. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass die Krankenkassen die Kosten für die Alternativprodukte nicht übernehmen, erläutert die Kammer. Doch die Liste sei nicht tagesaktuell, kritisieren Apotheker aus Niedersachsen.

«Wenn eine Mutter mit ihrem fiebernden Kind vor der Tür steht, kann ich nicht warten, bis in 14 Tagen Lieferengpässe festgestellt werden», sagte Jens-Peter Kloppenburg, Apotheker aus Goslar. Als «bürokratisches Monster» bezeichnet Kloppenburg die Liste. «Ich habe immer gedacht, dass das eins der Sozialstaatsversprechen ist, zumindest die Kinder ordnungsgemäß mit Arzneimitteln regelmäßig auf bestmögliches Niveau zu versorgen. Dieses Versprechen wird brüchig.»

© dpa
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