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Forschungsprojekt: Familien sprechen selten über Holocaust

Der Landtag hat ein Forschungsprojekt zum Umgang von Familien mit der NS-Zeit in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse sollen in neue Formate der Gedenkkultur und auch in eine Wanderausstellung einfließen.
Auschwitz
Schild mit der Aufschrift "Halt" am Rande der Gedenkfeier zum 75. Jahrestag der Befreiung des ehemaligen deutschen Konzentrationslagers Auschwitz. © Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Eine im Weinberg vor den Nazis versteckte Heckenschere und ein Löffel, ein Schachbrett aus dem KZ Buchenwald sowie viele Fotos und Zeichnungen: Solche Familien-Erinnerungen sollen in einer für den Sommer geplanten Wanderausstellung zu sehen sein.

Die Ausstellungspläne sind ein Ergebnis des vom rheinland-pfälzischen Landtag vor rund einem Jahr angestoßenen Projekts zur «Bürgerwissenschaftlichen Erforschung der Familiengeschichte von Einheimischen und MigrantInnen und ihr Verhältnis zur NS-Geschichte». Bei dieser Wissenschaftsrichtung werde versucht, den Bürger Wissenschaft näher zu bringen, indem sie einbezogen würden, sagte Projektleiterin Inka Engel von der Universität Koblenz am Dienstag in Mainz.

Die Gegenstände und Fotos stammen von zehn in dem Forschungsprojekt ausführlich interviewten Familien. Diese hatten zur Hälfte einen einheimischen und zur anderen Hälfte einen migrantischen oder jüdischen Hintergrund. Im Mittelpunkt der nicht repräsentativen 30 Interviews stand die Frage nach dem Umgang der Familien mit der NS-Zeit. Trotz der «unfassbaren Unterschiedlichkeit» sieht Forscher Peter-Erwin Jansen von der Hochschule Koblenz einige Gemeinsamkeiten.

Demnach stoße meist die Enkelgeneration das Thema Holocaust in den Gesprächen mit der Familie an. Und: «Die Familien kennen kaum lebende Juden und Jüdinnen.» Das Gros der von Sommer bis November 2023 Befragten aller Generationen sei zudem der Auffassung gewesen, dass sich in Deutschland eine starke Tendenz zur Etablierung rechter und antisemitischer Positionen entwickle. Besonders häufig sei dabei die AfD erwähnt worden. Jansen hat auch eine besondere Sensibilität der jüngeren Generation gegenüber Antisemitismus und Rassismus ausgemacht.

Den ausführlichen Interviews ging eine repräsentative Online-Befragung von 466 Rheinland-Pfälzern voraus. Mehr als die Hälfte der Befragten habe dabei angegeben, selten oder nie über das Thema Holocaust zu Hause zu sprechen, sagte Projektleiterin Inka Engel von der Universität Koblenz. Bei jüngeren Menschen (ab Jahrgang 1987) gebe es ein geringeres Bewusstsein über die Bedeutung des Holocausts für die Zukunft.

Das Forschungsprojekt, das von der Touro University Berlin unterstützt wurde, war vor rund einem Jahr vom Landtag in Auftrag gegeben worden. Bis zum Sommer sollen Handlungsempfehlungen und die Wanderausstellung konzipiert werden. Die Hunderttausend Motivierten, die derzeit gegen Rechtsextremismus auf die Straßen gingen, bräuchten «sehr schnell» Handlungsempfehlungen, das in den Alltag zu integrieren, sagte Landtagspräsident Hendrik Hering (SPD).

Solche Handlungsempfehlungen sollten dabei helfen, die Auseinandersetzung zwischen den Generationen zu fördern, so lange es noch Zeitzeugen gebe, sagte Engel. Wichtig sei es nach ihrer Auffassung auch, Begegnungen zu schaffen auch mit Menschen mit jüdischem Hintergrund. «Die Erinnerungskultur beschäftigt sich mehr mit den toten Juden als mit den Lebenden. Das ist sehr bedauerlich», ergänzte Jansen. «Mehr Empathie statt wissenschaftlicher Historisierung» und die «typisch deutsche Erinnerungskultur für andere Perspektiven öffnen», seien andere Handlungsempfehlungen, sagte Engel.

Die Zahl der befragten Rheinland-Pfälzer und die breite Streuung der Fragebögen erfüllten die Kriterien für eine repräsentative Befragung, sagte Engel. Dabei wurden jeweils mehr als 40 Fragen gestellt.

© dpa
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