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Theaterstück über Moshammer: Bussi-Bussi und Einsamkeit

Träume waren die Realität des Rudolph Moshammer - das behauptet ein Theaterstück in München. Amüsant und tiefgründig blickt es in die Seele des Modemachers und hält der Gesellschaft einen Spiegel vor.
Theaterstück über Rudolph Moshammer - Bussi-Bussi und Einsamkeit
Die Kostümbildnerin Claudia Irro und der Regisseur Alexander Eisenach stehen auf der Bühne vom Marstall. © Peter Kneffel/dpa

Im Licht der Scheinwerfer und des Blitzlichtgewitters konnte Rudolph Moshammer zur Hochform auflaufen. Mit schwarzer Perücke, elegant auffallend gekleidet und gerne mit Mutter und Schoßhündchen Daisy liebte er den großen Auftritt oder empfing Kunden in seiner Modeboutique. Viele meinten, aus der Boulevardpresse alles über ihn zu wissen. Doch wer war er wirklich? Das Theaterstück «Mosi - The Bavarian Dream» am Residenztheater in München versucht eine Antwort und blickt kurzweilig, vielschichtig und emotional in die Seele des Mannes, der sein Leben einem Traum widmete, sich dabei aber ein Stück weit selbst verlor.

Der Berliner Regisseur und Autor Alexander Eisenach lässt zu Beginn das Partyleben der Münchner Schickeria der 1980er-Jahre aufleben, im Stile von Helmut Dietls Kultserie «Kir Royal». «Da seid's ihr ja alle wieder», umschwärmt sich die feine Gesellschaft. «Gut schaut's ihr aus, Bussi, Bussi». Der Modezar mittendrin spielt mit, genießt, verbirgt seine innersten Gefühle aber. «Wer will schon die Wahrheit, wenn er die Lüge haben kann, die Illusion, den Traum?», fragt er im leuchtend blauen Gewand.

Die Bühne ist schlicht weiß. Vieles spielt sich in einem Schaufenster ab - mal ist es offen, mal schiebt sich ein Vorhang vor und eine Live-Kamera projiziert nach draußen, was dahinter passiert. Darstellerinnen und Darsteller zeigen Facetten Moshammers. Der Sohn etwa, der trotz des Spotts seines trunksüchtigen Vaters seiner Mutter ein besseres Leben verspricht: «Wir werden nicht mehr arm sein, hörst' Mama». Der Mann im Rampenlicht, der die Menschen mit schöner Mode retten will: «Ich versuche ihnen ein Stück ihres Lebens wiederzugeben, ihre Würde». Oder der schwule Geschäftsmann, der am Ende nur noch Hündchen Daisy hat und die Liebe nur heimlich ausleben konnte: «Ich habe immer nur Seelen geliebt», sagt er.

Die Schickeria lästert hinter seinem Rücken und der Reporter schnüffelt nach pikanten Geheimnissen, sogar als Moshammer tot über einem Barocktisch hängt. Neben der Leiche sinniert der Journalist über die Schlagzeile: «Modezar macht auf Mord?». Auch ein gefallener Regent kommt vor - Bayernkönig Ludwig II. (1845-1886), der Prunk liebte und Schlösser wie Neuschwanstein erbauen ließ. Eisenach verwebt sein Leben mit dem des Modezaren und zieht Parallelen: die prächtige Kleidung, den Hang zur Opulenz, Geheimnisse - und die Tragik des Todes. Ludwig II. starb unter unklaren Umständen im Starnberger See, Moshammer wurde 2005 im Streit um Liebeslohn von einem Mann ermordet.

Am Ende geht es nicht nur um Moshammer selbst - auch der Gesellschaft hält Eisenach einen Spiegel vor, die vordergründig freundlich ist, hinterrücks aber böse ablästert und sich dann am wohlsten fühlt, wenn andere schlechter sind als sie. Gegen Ende bekennt der Modemacher wehmütig: «Ich habe immer zu viel geliebt. Ich war immer zu viel. Zu laut, zu schrill, zu übertrieben, zu überhitzt, zu unnatürlich, zu barock, zu schwülstig.»

© dpa
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