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Unions Trauerarbeit nach Fischer-Aus: «Angst vor diesem Tag»

Urs Fischer führte Union Berlin aus der 2. Liga in die Königsklasse. Nach einer langen Negativserie geht der Schweizer - und hinterlässt einen emotional angegriffenen Club.
Dirk Zingler
Dirk Zingler, Präsident des Fußball-Bundesligisten 1. FC Union Berlin, spricht auf einer Pressekonferenz. © Andreas Gora/dpa

Das Ende der eisernen Liebesbeziehung zu Trainer Urs Fischer nahm Union Berlins Präsident Dirk Zingler deutlich mit. «Wenn ich ehrlich bin, hatte ich immer ein bisschen Angst vor diesem Tag. Nun ist er da, früher, als wir uns alle gewünscht haben», sagte Zingler am Mittwoch, und seine Stimme wurde dabei kurz etwas leiser. Nur wenige Stunden vorher hatte der Club schweren Herzens verkündet: Fischer ist nicht mehr Trainer des 1. FC Union Berlin.

Verein und Coach trennten sich nach 14 Spielen ohne Sieg und dem Abrutschen auf den letzten Platz in der Bundesliga nach mehr als fünf Jahren meist sehr erfolgreicher Zusammenarbeit.

Nach dem 0:4 gegen Tabellenführer Bayer Leverkusen am Sonntag zogen Club und Coach damit die Konsequenzen aus der sportlichen Krise. «Am Montag haben wir im Laufe des Gesprächs gemeinsam entschieden, die Zusammenarbeit zu beenden», sagte Zingler. Es sei ein «sehr nahes, sehr emotionales Gespräch» gewesen. «Wir sind jetzt alle zwei, drei Tage und wahrscheinlich auch darüber hinaus traurig.»

Der 59-Jährige deutete an, dass es eigentlich schon einen gemeinsam vereinbarten Termin für Fischers Abschied in der Zukunft gegeben habe. Diesen haben man nun vorziehen müssen. «Das macht uns natürlich alle traurig», sagte der Präsident. «Ich weiß nicht, ob wir das nochmal wiederholt bekommen, die Ereignisse der letzten fünf Jahre.» Am Donnerstag lasse der Club das Training ausfallen. Bei einem gemeinsamen Frühstück soll Fischer verabschiedet werden.

Es ist das Ende einer Ära, die bis zum Sommer die erfolgreichste der Vereinsgeschichte war und die Bundesliga-Konkurrenz wie Fußball-Fans immer wieder staunen ließ. Ähnlich schwer zu erklären ist der Absturz in dieser Spielzeit. Nach fünf Jahren, in denen Fischer den Club aus der 2. Liga zum krönenden Abschluss mit dem Einzug in die Champions League führte, stecken die Köpenicker nun plötzlich tief im Abstiegskampf. Seit August hat die Mannschaft kein Spiel mehr gewonnen: 13 Niederlagen und ein einziges Remis zuletzt in Neapel gab es.

Als Interimstrainer wird vorerst Unions U19-Trainer Marco Grote die Mannschaft betreuen, das nächste Bundesliga-Spiel steht am 25. November gegen den FC Augsburg an.

Bei der Trainersuche wollen sich die Köpenicker nicht unter Zeitdruck setzen lassen. «Wir versuchen, relativ schnell wieder in Stabilität zu kommen. Dazu ist eben ein sorgfältiger Prozess notwendig ohne Zeitdruck», sagte Zingler.

«Wir werden uns die Zeit nehmen, weil wir Marco Grote, den Co-Trainern und der Co-Trainerin das sehr wohl zutrauen, die Mannschaft in den nächsten Tagen oder Wochen zu führen», sagte der Präsident. In Marie-Louise Eta assistiert Grote eine Frau - ein Novum in der Geschichte der Bundesliga. Ob Grote die Mannschaft auch dauerhaft übernehmen könnte, ließ der Präsident offen.

Bis Montag steht bei den Eisernen aber erst einmal Trauerarbeit und Verarbeiten an. Dann «befassen wir uns ab Montag ausschließlich, und zwar 24/7 der ganze Club, nur mit Augsburg», gab er aus. Union sei in einer prekären Situation. «Wir sind akut vom Abstieg bedroht.»

Die Statistiken sprechen gegen Union. Nie konnte ein Club die Klasse halten, wenn neun Spiele in Serie in der Liga verloren gingen. Gegen Leverkusen zeigten die Köpenicker das Gesicht eines Absteigers. Ohne Mut im Spiel nach vorn, mit katastrophalen Fehlern in der Abwehr. Ratlos wirkten die Spieler danach.

«Wir haben viel versucht, die Mannschaft hat viel aufgewendet, aber es hat sich nicht in Ergebnissen ausgezahlt. Für das Vertrauen, das ich hier jederzeit gespürt habe, bin ich sehr dankbar. Trotzdem fühlt es sich richtig an, wenn jetzt eine Veränderung passiert: Manchmal hilft einer Mannschaft eben doch ein anderes Gesicht, eine andere Art der Ansprache, um eine Entwicklung auszulösen», sagte Fischer laut Mitteilung von Mittwoch.

Mit seiner bodenständigen und sachlichen Art passte er perfekt zum Arbeiterclub aus dem Ost-Berliner Bezirk. Ohne die ganz großen Stars und durch eine hohe Fluktuation im Kader war der Schweizer oft das Gesicht des Erfolgs. Die zahlreichen Umbrüche meisterte der Club immer wieder fast reibungslos - bis zu dieser Saison.

In der ersten Pokalrunde und in den ersten beiden Bundesliga-Spielen gab es noch Erfolge für den Champions-League-Starter. Die Mannschaft war nach dem zweiten Spieltag sogar noch Tabellenführer. Dann rutschten die Köpenicker ungebremst ab.

Der Abschied von Fischer ist auch das schmerzhafte Eingeständnis, dass die Gesetze des Profifußballs auch im Osten der Hauptstadt gelten - wenn auch etwas später als an anderen Orten. Geschäftsführer Oliver Ruhnert und Zingler stärkten ihm wiederholt den Rücken. Die Fans und die Führungsspieler standen bis zum Ende hinter ihm. Doch die Wende blieb aus.

Für Zingler und den Club steht viel auf dem Spiel. «Ich bin nicht bereit hinzunehmen, dass wir das, was wir die letzten fünf Jahre aufgebaut haben, wieder einreißen, nur weil wir den Fokus auf das verlieren, was uns eigentlich ausgemacht hat. Nämlich hart zu arbeiten und zu versuchen, Spiele zu gewinnen», sagte der Club-Chef.

Der Verein steht finanziell zwar inzwischen blendend da, wollte aber eigentlich in dieser Saison den Schritt auf die nächste Stufe machen. Mit Nationalspieler Robin Gosens und Italiens Europameister Leonardo Bonucci kamen vor der Saison große Namen nach Köpenick. In den Ausbau des Stadions und andere Infrastruktur soll ein dreistelliger Millionenbetrag fließen. «Niemand im Club hat Angst vor dem Abstieg. Alle im Club setzen alle ihre Kraft dafür ein, dass wir die Liga halten», sagte Zingler kämpferisch.

© dpa ⁄ David Langenbein, dpa
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