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Zadie Smith geht mit «Betrug» neue Wege

Bestsellerautorin Zadie Smith veröffentlicht erstmals einen historischen Roman. «Betrug» ist schwere Kost und handelt von Hochstapelei und Kolonialismus - viele Gedanken in dem Buch sind aber brandaktuell.
Zadie Smith
Zadie Smith legt einen historischen Roman vor, der viele aktuelle Bezüge hat. © Fabian Sommer/dpa

Zehn Jahre nach seinem Verschwinden taucht ein verlorener Sohn wieder in England auf. Plötzlich ist Roger Tichborne weniger gebildet, übergewichtig, spricht kein Französisch mehr und auch seine Tätowierung ist verschwunden. Dass dieser Mann ein Hochstapler ist, ist eigentlich offensichtlich - doch seine Mutter glaubt an die Rückkehr ihres Sohnes nach einem Schiffsunglück.

Damit ist sie die einzige in der adligen Familie und die Verwandten wollen den Mann nicht als Familienmitglied und Erben akzeptieren. Der Fall landet vor Gericht und sorgt im 19. Jahrhundert in England für Aufsehen, denn der «Anwärter», wie er genannt wird, entwickelt sich für die Armen zur Heldenfigur, der sich gegen bestehende Machtverhältnisse auflehnt, trotz der vielen Anzeichen für einen Betrug.

Was klingt wie der Stoff für einen Roman, hat sich wirklich zugetragen - die britische Bestsellerautorin Zadie Smith hat dem Tichborne-Fall nun in «Betrug» verpackt. Smith, die bislang mit Gegenwartsliteratur Erfolge feierte, wagt sich damit erstmals an einen historischen Roman.

Das Experiment gelingt zweifelsohne. Trotzdem werden beim Lesen auch aktuelle Bezüge deutlich. Mit Demonstrationen, Slogans, Plakaten und Geldsammlungen unterstützen die Tichborne-Anhänger den «Anwärter» - der Vergleich mit dem Ex-US-Präsidenten Donald Trump drängt sich auf.

«Betrug» ist ein komplexes Buch, der Prozess bildet dabei nur einen von mehreren Erzählsträngen. Die Autorin verwebt die Beweisaufnahme bei Gericht mit der Geschichte des Sklaven und Zeugen Andrew Bogle. Dabei beschreibt sie schonungslos brutale Misshandlungen im jamaikanischen Sklavenlager und die Auswirkungen des Kolonialismus.

Fast schon absurd wirkt im Kontrast dazu die Handlung um den Schriftsteller William Ainsworth, dessen Erfolg nachlässt. Ainsworth hadert mit dem Relevanzverlust und steht in ständigen Wettstreit mit niemand geringerem als Charles Dickens. Die Dinner und das Geplänkel verschiedener britischer Intellektueller geben dem Buch eine weitere Ebene.

Smiths neuer Roman kommt durch kurze Kapitel und viele Zeitsprünge schnell in Fahrt. Fesselnd nimmt die Autorin ihre Leserinnen und Leser mit in die viktorianische Zeit. Dabei gibt sie jeder Figur auf 528 Seiten Raum zum Entfalten. «Betrug» ist ein Buch, das so vielschichtig ist, dass ein einmaliges Lesen fast nicht ausreicht, um es in Gänze zu erfassen.

Zadie Smith: Betrug, Kiepenheuer & Witsch, 528 S., ISBN 978-3-462-00544-8

© dpa
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