Wildbienen verlieren zunehmend an Lebensraum - auch in Hessen. Es gebe in der aufgeräumten Landschaft immer weniger unbefestigte Feldwege, Säume und Hecken an Äckern und Wiesen, erläuterte der Biologe Niklas Krummel vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in Wiesbaden. Solche Strukturen könnten jedoch vielen Arten zugutekommen. «Ein weiterer Grund ist die Pflanzenartenarmut», erklärte der Experte. «Häufig findet man lediglich Brennnesseln oder Gräser an Wegesrändern. Viele Wildbienenarten sind jedoch auf wenige Pflanzenarten spezialisiert.»
In Siedlungen könnten Wildbienen unter anderem von Brachen oder anderen «wilden Ecken» profitieren, mit Lehm verputzte Scheunen und Fachwerkhäuser böten Nistplätze für oberirdisch nistende Arten, sagte Krummel. «Auch Bike-Parks oder Friedhöfe können eine Vielzahl an Arten beherbergen.»
In Hessen gibt es nach Angaben des Experten rund 440 Wildbienenarten. «In den warmen Tieflagen der Rheinebene werden bei Untersuchungen erfahrungsgemäß recht hohe Artenzahlen und hohe Anteile von bestandsbedrohten Arten nachgewiesen», erläuterte der Biologe. In Hochlagen wie etwa in der Rhön würden dagegen nur sehr wenige Arten in geringen Dichten festgestellt.
Zwei häufige Arten, die man auch im heimischen Garten beobachten kann, sind die Gehörnte Mauerbiene und die Rote Mauerbiene. «Beide Arten nutzen auch Nistgelegenheiten am Haus oder auch Nisthilfen», sagte Krummel. Die Gewöhnliche Bindensandbiene sei auch relativ häufig und baue ihre Nester in selbst gegrabenen Hohlräumen.
Zusammen mit Fliegen und Mücken sowie Wespen zählten Wildbienen zu den wichtigsten Fremdbestäubern, erklärte der Biologe. Viele Wildbienenarten seien auf verschiedenste Nektarpflanzen oder deren Pollen aus und sorgten zum Beispiel für eine bessere Apfel- oder Kirschernte. Rund 80 Prozent der wichtigsten Kulturpflanzen seien auf Fremdbestäubung angewiesen.