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Bundeswehr: Erstflug der Heron TP

Noch aus bis zu 100 Kilometern Entfernung kann die neue Bundeswehrdrohne German Heron TP zeigen, ob ein Soldat bewaffnet ist. Nun läuft der praktische Flugbetrieb über Deutschland an.
Erster Start der Drohne German Heron TP der Bundeswehr
Eine Drohne vom Typ German Heron TP der Bundeswehr startet zum ersten offiziellen Flug über Norddeutschland. Der German Heron TP ist das erste zugelassene unbemannte Aufklärungssystem in der Bundeswehr, das auch außerhalb speziell für militärische Zwecke reservierter Lufträume fliegen darf. © Axel Heimken/dpa

Die neue und mit Raketen bestückbare Aufklärungsdrohne der Bundeswehr ist im Luftraum über Norddeutschland in den praktischen Flugbetrieb gegangen. Das unbemannte Fluggerät German Heron TP startete am Mittwoch vom Fliegerhorst Jagel in Schleswig-Holstein zu einem ersten öffentlichen Flug. Generalleutnant Günter Katz, dem in der Luftwaffe die fliegenden Verbände unterstellt sind, sprach in Jagel von einem «beispiellosen Quantensprung» mit verbesserten Aufklärungsfähigkeiten. Anders als das Vorgängermodell Heron 1 zum Schutz von Truppenbewegungen kann die Heron TP auch mit Waffen bestückt werden. Darum hatte es in Deutschland jahrelang politische Debatten gegeben. Der Flugbetrieb in Deutschland findet ohne Bewaffnung statt.

Die Drohne wird von dem israelischen Unternehmen Israel Aerospace Industries (IAI) hergestellt und wiegt mit Ausrüstung mehr als fünf Tonnen. Die Maschinen haben eine Spannweite von 26 Metern und sind deutlich größer als die Heron 1. «Die German Heron TP kann je nach Konfiguration bis zu 27 Stunden in der Luft bleiben. Durch einen parallelen Betrieb von zwei Aufklärungsdrohnen könnte ein Einsatzraum somit mehrere Tage lang dauerhaft überwacht werden», teilte die Luftwaffe mit. Die Maschine hat eine hochauflösende Kamera für den Tag, eine Infrarotkamera für die Nacht und Radaranlagen an Bord, die ein dreidimensionales Abbild des Bodens aufnehmen.

Auf die Frage, was man aus der Höhe sehen könne, sagte ein Experte, unter idealen Bedingungen sei auf 100 Kilometer Entfernung zu erkennen, ob ein Soldat bewaffnet ist. Dass bewegte Bilder live in Lagezentren oder Gefechtsstände übertragen werden können, ist zudem ein wesentlicher Vorteil, um Entwicklungen einordnen und verstehen zu können. «Fotos erzählen keine Geschichte», sagte ein Luftwaffenfachmann dazu.

In der vergangenen Woche hatte das Luftfahrtamt der Bundeswehr die Verkehrszulassung für die Heron TP unterzeichnet. Deutschland hat nun ein unbemanntes Luftfahrzeug, das auch außerhalb von strikt militärischen Übungsgebieten genutzt werden kann. «Das fliegt im deutschen Luftraum, das fliegt weltweit im normalen Luftraum, wie alle anderen Luftfahrzeuge auch, nur eben ohne Piloten im Luftfahrzeug», sagte Katz der Deutschen Presse-Agentur. Die hohen Sicherheitshürden dafür seien erfüllt. Ein Quantensprung sei «die Schärfe von Bildern, die Reichweite, mit der wir Sachen auffassen können».

Katz betonte: «Und der dritte Punkt ist, dass wir jetzt zum ersten Mal ein unbemanntes Luftfahrzeug haben, das auch bewaffnungsfähig ist.» Die neue Drohne könne in der Landes- und Bündnisverteidigung eingesetzt werden, aber auch in Krisensituationen oder im Auslandseinsatz. Wenn Truppen im Gefecht seien, könne kurzfristig eingegriffen und die Soldaten unterstützt werden.

Im Kreis wichtiger Verbündeter gehört Deutschland zu den Nachzüglern bei einer Fähigkeit, die sich als militärisch wichtig erwiesen hat. Um die Frage, ob die Drohne überhaupt mit Waffen bestellt werden soll, oder ob Deutschland eine bewaffnungsfähige Drohne aus Gründen der moralischen Abwägung ohne Waffen betreiben soll, hatte es eine fast zehn Jahre dauernde Diskussion gegeben. Die politischen Vorbehalte haben dazu geführt, dass andere Staaten die Technologieführerschaft übernommen haben. Deutschland least fünf der Systeme in Israel. Auch bei den mit Sprengstoff versehenen und billigen «Einwegdrohnen» haben Staaten wie die Türkei und Iran die Nase vorn.

Der Streit ist auch ein politisches Lehrstück: Noch 2020 hatte sich die SPD als kleinerer Partner in der Regierung mit der Union die Bewaffnung auf Eis legen lassen, nachdem Offiziere, Techniker, Ethiker und Völkerrechtler gehört worden waren. SPD-Fraktionsvize Gabriela Heinrich sagte damals: «Es hat sich gezeigt, dass es noch sehr, sehr viele Fragen gibt, die wir klären müssen. Klären, bevor wir uns unumkehrbar für die Bewaffnung aussprechen können.» Der Schutz der Soldaten sei sehr wichtig, als «Friedenspartei» sehe man aber die Dimension der Drohne als Angriffswaffe. Fritz Felgentreu, damals verteidigungspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, schmiss hin, um sich nicht verbiegen zu müssen.

Im April 2022 - wenige Wochen nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine - gab dann der Bundestag grünes Licht für eine Ausrüstung der Bundeswehr mit bewaffneten Drohnen, einer Einigung der Ampel-Parteien folgend. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), sagte da: «Eine Drohne klärt auf. Derjenige, der sie führt, muss aber auch in der Lage sein, mit ihr die Truppen am Boden zu schützen. Dafür ist die Bewaffnung von Drohnen essenziell, und das kann eine bewaffnete Drohne besonders gut.»

© dpa ⁄ Carsten Hoffmann, dpa
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