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Kinder- und Jugendgewalt: Aufgabe der Gesellschaft

Experten klären im Kieler Landtag über Kinder- und Jugendgewalt auf. Ein Wissenschaftler plädiert für mehr Beratung für jugendliche Opfer sowie gute Kooperation zwischen den Institutionen.
Landtag in Kiel
Blick auf das Kieler Landeshaus. © Carsten Rehder/dpa/Archivbild

Kriminalitätsvorbeugung im Kinder- und Jugendalter ist nach Ansicht des Sozialwissenschaftlers Bernd Holthusen vom Deutschen Jugendinstitut eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. So wie Gewalt unterschiedliche Ursachen habe, so müssten auch die Präventionsmaßnahmen vielfältig sein, sagte Holthusen am Freitag im Kieler Landtag. Dabei sei eine gute Kooperation von Schule, Kinder- und Jugendhilfe, Polizei und Justiz notwendig.

Ziel müsse es sein, Risikofaktoren wie innerfamiliäre Gewalt, niedrige Impulskontrolle und fehlende Unterstützung zu reduzieren. Diese Faktoren könnten zur Gewalt unter Kindern und Jugendlichen führen. Gleichzeitig könnten mit einem positiven Selbstkonzept und sozialer Kompetenz auch Schutzfaktoren ausgebaut werden.

Für Heranwachsende, die anderen gegenüber anderen gewalttätig sind oder die unter Mobbing und Gewalt leiden, fehlt es laut Holthusen oftmals an niedrigschwelligen Anlaufstellen. Vor allem für männliche Jugendliche sei das Wort «Opfer» immer noch ein Schimpfwort. Bei der Beratung von Opfern müsse über neue Formen nachgedacht werden.

Aus Sicht des Wissenschaftlers gehören Bagatelldelikte auch zum Prozess des Aufwachsens dazu. «Kinder und Jugendliche im Aufwachsen testen Grenzen und überschreiten auch ab und zu die Strafnorm.» Wenn es zu Straf- oder Gewalttaten komme, würden diese in der Regel von Kindern und Jugendlichen spontan begangen. Dabei würden die meisten Straftaten von jungen Männern im Alter zwischen 16 und 18 verübt, bei heranwachsenden Frauen gebe es einen Höchststand bei 14- bis 16-Jährigen.

Auch die sozialen Medien hätten einen Einfluss auf Gewalt unter Kindern und Jugendlichen, denn sie schafften eine eigene Öffentlichkeit, sagte Jan-Hinrik Schmidt vom Hans-Bredow-Institut für Medienforschung. Soziale Medien seien keine von der Wirklichkeit abgetrennte Sphäre, digitale und physische Gewalt im realen Raum sei oft damit verschränkt.

Bei der Prävention im digitalen Raum müssten auch die Plattformbetreiber in die Pflicht genommen werden, sagte Schmidt. Sie müssten dafür sorgen, etwa Gewaltdarstellungen zu verhindern - doch von den Plattformen käme bisher noch zu wenig. Dabei sei es auch wichtig, die Balance zwischen der Regelung von Inhalten und dem Bedarf nach freier Meinungsäußerung zu wahren.

Zudem müssen dem Soziologen zufolge auch Schulen, Jugendarbeit und weitere Akteure sich dem Thema digitale Gewalt widmen. Dies sei oft bei Gewaltpräventionen in den Schulen kein Thema.

Die Kriminalität unter Kindern und Jugendlichen ist 2023 laut der aktuellen Kriminalitätsstatistik der Polizei in Schleswig-Holstein erneut gestiegen. Das Martyrium einer 13-Jährigen in Heide, die vor rund einem Jahr von anderen Mädchen geschlagen, gedemütigt und dabei gefilmt wurde oder die körperliche Misshandlung eines Zwölfjährigen in Uetersen bei Hamburg durch Gleichaltrige sind dabei nur zwei von vielen Fällen. Daher hatten der Bildungs-, Sozial-, Innen- und Rechtsausschuss mehrere Expertinnen und Experten zu einer gemeinsamen Sitzung zum Thema Kinder- und Jugendgewalt in das schleswig-holsteinische Landeshaus geladen.

© dpa
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