Trotz vieler Polizeieinsätze ist die Silvesternacht in mehreren Großstädten Nordrhein-Westfalens nach ersten Erkenntnissen der Polizei überwiegend glimpflich verlaufen. In einer vorläufigen Einschätzung der Landesleitstelle war am Morgen gegen 8.20 Uhr von einer «silvestertypischen Nacht» die Rede.
In Köln sagte ein Sprecher, dass viele Beamte im Einsatz gewesen seien. Herausragende Ereignisse habe es nicht gegeben. In Düsseldorf war die Innenstadt etwa am Rheinufer gegen Mitternacht zunächst sehr gut gefüllt. Nach etwa 20 Minuten habe es sich aber schnell geleert, sagte ein Sprecher am frühen Morgen. In Essen war es laut einer Sprecherin «überwiegend friedlich». Auch in Dortmund verlief die Silvesternacht laut Polizei «ohne größere Zwischenfälle». Allerdings bewarfen dort vier Jugendliche einen schlafenden Obdachlosen mit Silvesterböllern. Er wurde leicht verletzt. Die Jugendlichen erhielten Anzeigen wegen gefährlicher Körperverletzung.
Mehrfach berichteten Polizeibehörden von Pyrotechnik, die in Richtung von Einsatzkräften gezündet wurde. Zu einem größeren Einsatz kam es dabei in Solingen, wo Kräfte der Feuerwehr und Polizei mit Raketen und Böllern angegriffen wurden. Auch unbeteiligte Passanten wurden beworfen. Die Polizei geht von 30 bis 40 Straftätern aus, die zunächst unbekannt blieben. Mehr als 60 Polizisten waren im Einsatz.
Auch in Duisburg gab es Angriffe auf Polizei und Feuerwehr. Zwei Personen wurden festgenommen und erhielten Anzeigen wegen gefährlicher Körperverletzung.
In Bielefeld wurden Einsatzkräfte des Ordnungsamtes und der Polizei mit Pyrotechnik beworfen. Ein Mann wurde in Gewahrsam genommen. In Münster zündeteten Unbekannte aus einer Gruppe heraus einen Böller und eine Rakete gegen einen Polizeiwagen. Schaden entstand dabei laut Polizei nicht.
Nach zahlreichen Attacken mit Böllern und Raketen auf Polizisten und Rettungskräfte in der Silvesternacht 2022/23 war die Zahl der Einsatzkräfte erhöht worden. Landesweit sollten zum Jahreswechsel 2023/24 laut Innenministerium mehr als 6600 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz sein.
Nach einer Terrorwarnung wurde der Jahreswechsel am Kölner Dom unter hohen Sicherheitsmaßnahmen gefeiert. Dabei lief alles weitgehend ruhig ab. «Ein paar Böllerwerfer, einige Ingewahrsamnahmen, nichts Ungewöhnliches», sagte ein Polizeisprecher am frühen Montagmorgen gegen 1.30 Uhr. Die meisten Feiernden hätten sich auch an das Böllerverbot in Teilen der Kölner Innenstadt gehalten. Auf der Domplatte und dem Bahnhofsvorplatz sei es weitgehend friedlich zugegangen.
Am Sonntagabend hatte die Polizei erklärt, dass drei weitere Verdächtige festgesetzt worden seien - und zwar in Duisburg, Herne und in Nörvenich im Kreis Düren. Dort seien auch Wohnungen durchsucht worden. Ein Anschlag habe mit einem Auto verübt werden sollen, sagte der Kölner Polizeipräsident Johannes Hermanns. Es habe sich herausgestellt, dass der schon an Heiligabend in Gewahrsam genommene Tadschike Teil eines größeren Netzwerkes sei, das sich auch auf andere Bundesländer und andere europäische Staaten erstrecke.
Die Polizei hatte kurz vor Weihnachten Hinweise auf einen möglichen islamistischen Anschlagsplan auf den Kölner Dom erhalten, der sich auf Silvester bezog. Der 30-jährige Tadschike war daraufhin an Heiligabend in Wesel «zur Gefahrenabwehr» in Gewahrsam genommen worden.