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Fast jede zweite Art in NRW gefährdet: «Allerweltsarten»

Viele Tiere und Pflanzen, die über Jahrzehnte in großer Zahl zum natürlichen Lebensraum gehörten, verschwinden langsam. Beim Kampf gegen das Artensterben sollen die Moore eine Schlüsselrolle bekommen.
Kleiner Fuchs
Kleiner-Fuchs-Schmetterlinge sitzen auf den Blüten eines Schmetterlingsbaumes. © Carsten Rehder/dpa

Noch immer ist ein großer Teil der Tier-, Pilz- und Pflanzenarten in Nordrhein-Westfalen akut gefährdet. Insgesamt gilt das derzeit für 44,4 Prozent aller untersuchten Arten, wie aus jüngsten Auswertungen des Landesumweltamts hervorgeht. Auch, wenn sich im Vergleich zur vorherigen Erhebung im Jahr 2011 eine minimale Verbesserung ergebe - damals galten 46,3 Prozent der Arten als gefährdet - gebe es keinen Grund zur Entwarnung, sagte Umweltminister Oliver Krischer (Grüne). Intensive Landwirtschaft und Überbauung seien gewichtige Gründe, warum eine Trendwende noch nicht erkennbar sei. Am Dienstag stellte er bei der Vorstellung der neuen Roten Listen in Düsseldorf die wichtigsten Fakten vor.

Kiebitz und Kuckuck werden zur Rarität

Besonders besorgniserregend sei, dass inzwischen auch «Allerweltsarten» in der Liste zu finden seien, berichtete der Minister. Das gelte etwa für Feldsperlinge. Auch der Schmetterling Kleiner Fuchs, der vor 20 Jahren noch einer der häufigsten Tagfalter gewesen sei, werde bereits in manchen Regionen auf der Vorwarnliste geführt. Insgesamt sei mehr als die Hälfte der über 1700 regelmäßig vorkommenden Schmetterlingsarten einer Gefährdungskategorie zugeordnet worden.

«Da ist das Birkhuhn - eine Art, die noch im 20. Jahrhundert in weiten Teilen des Landes verbreitet war», berichtete Krischer. In den 70-er Jahren sei die komplett verschwunden. «Seitdem haben wir von dieser bekannten und attraktiven Vogelart in Nordrhein-Westfalen keine Vorkommen mehr.» Auch der Kiebitz sei inzwischen eine Rarität, das Braunkehlchen ebenfalls nur noch in Restbeständen in NRW vorhanden. Auch der Kuckuck leide unter der Verschiebung der Jahreszeiten und dem allgemeinen Insektenschwund, bei dem sich ebenfalls noch keine Trendwende abzeichne. Zur Liste der - teils schon seit Jahrzehnten - ausgestorbenen Arten zählen in NRW unter anderem auch Elch und Braunbär, Fischadler und Stör.

Weißstörche und Seeadler brüten wieder in NRW

Intensive Naturschutzmaßnahmen hätten allerdings auch positive Resultate gezeigt, berichtete Krischer. So sei etwa der Weißstorch im Jahr 1990 mit nur noch drei Paaren in NRW vertreten gewesen. Im Jahr 2022 hätten dann wieder 705 Brutpaare mit 1203 ausgeflogenen Jungvögeln nachgewiesen werden können. Der Seeadler, der früher gar nicht in NRW gebrütet habe, komme hier inzwischen wieder mit fünf Revieren vor. Auch bei Fischotter, Uhu, Wanderfalke, Biber und dem Maifisch im Rhein gebe es dank gezielter Naturschutzmaßnahmen positive Bestandstendenzen.

Verschlechterungen seien hingegen vor allem bei Arten festzustellen, die in hohem Maße auf feuchte Wiesen, Heide und Moore angewiesen sind. Für eine nachhaltige Trendumkehr beim Artenverlust müsse die Qualität der natürlichen Lebensräume verbessert werden, betonte Krischer. Rund 80 Prozent der Lebensräume im nordrhein-westfälischen Tiefland seien in keinem guten Zustand - allen voran Moore, Grünland- und Gewässer-Lebensräume sowie Eichen- und Auenwälder. Im Bergland sehe es hingegen deutlich besser aus: Hier seien fast 60 Prozent in einem günstigen Erhaltungszustand.

Moore sind Alleskönner

Die Wiederherstellung der Moore soll ein wichtiger Baustein zum Schutz der biologischen Vielfalt in NRW werden. «Moore sind Alleskönner», erklärte Krischer. «Sie schützen nicht nur das Klima, sondern sind wichtige Lebensadern für die biologische Artenvielfalt und den Wasserhaushalt.» Moore seien die bedeutendsten natürlichen Kohlenstoffspeicher und wichtige Wasserspeicher, die seltenen und gefährdeten Arten über Dürrezeiten hinweg helfen könnten, sagte die Präsidentin des Landesumweltamts, Elke Reichert.

Aktuell gebe es in NRW aber nur noch rund 1600 Hektar intakte Moorflächen - laut einer Potenzial-Studie des Landesumweltamts könnten es mehr als 23 000 Hektar sein. Jetzt gehe es darum, von den vier Milliarden Euro an Fördermitteln, die der Bund für natürlichen Klimaschutz zur Verfügung stelle, möglichst viel für die Renaturierung nordrhein-westfälischer Moorflächen an Land zu ziehen. Bei einer Moorschutzkonferenz NRW sollen im November in Düsseldorf erste Umsetzungsmaßnahmen vorgestellt werden.

Problembär, aber kein Artenkiller

Ziel der Landesregierung ist es, den Anteil der gefährdeten Arten bis 2030 auf 40 Prozent zu reduzieren. Derzeit verfügt NRW über mehr als 43 000 verschiedene Tier-, Pilz- und Pflanzenarten in 70 verschiedenen ökologischen Lebensräumen. Invasive Arten wie der Waschbär seien zwar problematisch, weil sie «in der Amphibienpopulation richtig aufräumen können», allerdings seien sie keine Treiber des Artensterbens, sagte der Leiter der Naturschutzabteilung des Umweltministeriums, Josef Tumbrinck.

© dpa
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