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Solarwatt stellt Produktion in Dresden ein

Schon wieder überdenkt ein großer Hersteller von Solarmodulen seine Produktion in Deutschland. Die sächsische Landespolitik reagiert alarmiert und macht den Bundesfinanzminister verantwortlich.
Solarindustrie
Ein Solarmodul wird in der Produktionslinie im Werk der Solarwatt GmbH mit einem Roboter zum nächsten Arbeitsgang transportiert. © Robert Michael/dpa

Erst Meyer Burger, jetzt Solarwatt: Wegen schlechten Rahmenbedingungen und fehlenden politische Maßnahmen will das Unternehmen Solarwatt die Produktion von Solarmodulen in Dresden im Sommer vorerst stoppen. Wie das Unternehmen am Montag in Dresden mitteilte, soll die Fertigung mit einer Kapazität von 300 Megawatt Ende August eingestellt werden. «Der aggressive Verdrängungswettbewerb in der Solarbranche lässt uns keine andere Wahl», sagte der Geschäftsführer Detlef Neuhaus. Allerdings soll die 30-jährige Erfahrung in der Entwicklung und Optimierung von Photovoltaik-Hardware dem Dresdner Standort erhalten bleiben. «Genau wie unser PV-Labor, das alle Module härtesten Qualitätstests unterzieht.» Falls sich die Marktbedingungen wieder bessern sollten, könne die Produktion schnell wieder hochgefahren werden.

Demnach betrifft die Aussetzung der deutschen Produktion rund 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Unternehmen will nach eigenen Angaben möglichst vielen Mitarbeitern ein Übernahmeangebot anbieten - etwa als Monteure, Servicemitarbeiter oder Planer. Die Umschulung der Mitarbeitenden und die damit einhergehende Wissensvermittlung soll über die firmeneigene Solarwatt Academy erfolgen. Solarwatt beschäftigt europaweit 750 Mitarbeiter, davon 650 in Deutschland.

Unternehmen in Deutschland klagen schon länger über die Konkurrenz durch billige Module aus China. So hatte etwa Meyer Burger Ende März das endgültige Aus für seinen Standort im sächsischen Freiberg besiegelt. Die rund 500 Mitarbeiter erhielten ihre Kündigung.

Für den Produktionsstopp sieht der sächsischen Umweltminister Wolfram Günther vor allem Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) verantwortlich. «Dass China massive Dumping-Attacken gegen die europäische Solarindustrie fährt, ist seit Monaten bekannt», sagte der Grünen-Politiker. Wirksame Instrumente für eine entschlossene industriepolitische Antwort lagen Günther zufolge seit Monaten auf dem Tisch. Mit dem sogenannten Resilienzbonus sollten ursprünglich die unter Druck stehenden Hersteller in Europa vor billigen Importen aus China geschützt werden. Allerdings hatte der Bundesfinanzminister große Subventionen für die heimische Solarindustrie abgelehnt. Günther hält dies «für industriepolitisch unverantwortlich.»

Wie schon nach dem Meyer-Burger-Aus appellierte Günther die Energiewende mit «Technologie made in Europe» auszustatten und nicht mit Technik aus China, «die zu Dumpingpreisen bei uns verscherbelt wird.» Der angekündigte Produktionsstopp sei «ein Tiefschlag für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Familien». «Das ist ein weiterer schwarzer Tag für die sächsische und europäische Solarindustrie und für die Energiewende insgesamt», betonte Günther. Wie schon beim Stopp der Modulproduktion von Meyer Burger sei auch die Entscheidung von Solarwatt eine Nachricht mit Ansage.

Auch Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) warnte vor «dem ruinösen Wettbewerb aus China». «Nachdem der Bund den auch von Sachsen geforderten Resilienzboni endgültig eine Absage erteilt hatte, war die Entscheidung des Unternehmens leider absehbar.» Dennoch sei Dulig erleichtert darüber, dass am Standort Wertschöpfung erhalten bleibe. Zudem sei er zuversichtlich, «dass die meisten Beschäftigten von Solarwatt, die von der heutigen Entscheidung betroffen sind, schnell neue Arbeitsangebote erhalten.»

«Es darf wirklich niemand überrascht sein. Die Bundesregierung hat es schon bei Meyer Burger verpasst, eine Lösung zur Rettung der sächsischen und deutschen Solarindustrie zu präsentieren. Das Ende der Produktion bei Solarwatt ist tragischerweise nur folgerichtig», kommentierte der sächsische Linke-Vorsitzende Stefan Hartmann. Die Sparpolitik im Bund vertreibe damit die Zukunftsindustrie Solar ins Ausland.

© dpa
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