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DFB-Titelplan: 1000 Komponenten für das zarte Pflänzchen

Der Bundestrainer hat sein EM-Statement gemacht. Mit riesiger Energie und einem klaren Personalkonzept will er Deutschland den vierten EM-Titel bescheren. Die schwersten Gespräche hat er hinter sich.
Julian Nagelsmann
DFB-Kader

Julian Nagelsmann hatte keine Zeit für das riesige Bild mit Angela Merkel und Barack Obama. Auch am uralten Samba-Bus-Renate als historisches Ausstellungsstück ganz am Ende des VW-Foyers im Herzen von Berlin ging der Bundestrainer vorbei.

Mit «hohem Energielevel» und komplett bereit für ein neues Sommermärchen verkündete der jüngste deutsche Turnier-Coach am Dienstag seinen Plan für die Heim-EM. Und er erläuterte engagiert, emotional, aber auch einfühlsam seinen ganz speziellen Kader, in dem für Mats Hummels und Leon Goretzka als «total enttäuschte» Routiniers kein Platz ist. 

Der Fußball-Nation wollte Nagelsmann 29 Tage vor dem wegweisenden Eröffnungsspiel der Nationalmannschaft gegen Schottland am 14. Juni in München zumindest eines versichern. «Wir versuchen, den Titel zu gewinnen, das kann ich euch versprechen, dafür werden wir alles tun», kündigte Nagelsmann in der rund einstündigen Kader-Präsentation an. 

Nach fast vier Tagen Social-Media-Feuerwerk mit bereits 18 zugesagten EM-Tickets reichte der Bundestrainer am Donnerstag noch neun Tickets nach. Und krönte dann die in virtueller Stadionatmosphäre eingespielte Video-Schleife seiner 27 EM-Kandidaten mit einem kecken Spruch. «Super Truppe. Könnte von mir sein.»

Konsequente Personalreform 

Das ist sie auch, obgleich Nagelsmann anschloss, dass dies der Kader der ganzen Nation sei. Mit seiner radikal durchgezogen Personalreform hat er ein klares Statement gesendet. Jeder hat seine Rolle. Jeder kennt seine Rolle. Und wer nicht mitzieht, kann auch noch beim ersten Trainingslager schnell den «schönen Bahnhof» in Weimar kennenlernen, witzelte Nagelsmann; freilich ohne begründeten Anlass für Bedenken.

Den ersten großen Charaktertest für die Turniertauglichkeit hat sein Aufgebot nämlich schon im März bestanden, dem besten Länderspiel-Lehrgang seit Jahren, wie sich der Bundestrainer als Feedback bei Physiotherapeuten und DFB-Köchen einholte. Neu dabei sind im Vergleich zum Frühjahr nur der damals gesperrte Münchner Leroy Sané, der Dortmunder Nico Schlotterbeck und der Stuttgarter Torwart Alexander Nübel. 

VfB-Schlussmann Nübel, der eine Safari als Sommerurlaub schon gebucht hatte, wird als weiterer Mann hinter Turniertorwart Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen neben Oliver Baumann von der TSG 1899 Hoffenheim auch bei der EM dabei sein. Erstmals geht Deutschland also mit vier Schlussmännern in ein Turnier. Das passe in seine Trainingspläne, erklärte der Bundestrainer, der dann mit 22 Feldspielern durch das Turnier gehen will. 

Ein Streichkandidat im Juni

Einen Feldspieler wird Nagelsmann also noch streichen müssen. Die Kandidaten nannte Nagelsmann nicht. Sie wüssten aber darüber Bescheid, sagte der Bundestrainer, der dann vor dem 7. Juni noch ein weiteres unangenehmes Gespräch führen muss. Maximilian Beier von der TSG Hoffenheim oder den Stuttgarter Deniz Undav könnte es noch erwischen.

So intensiv wie die Benachrichtigung von Hummels und speziell Goretzka dürfte es nicht werden. «Einem Spieler mitzuteilen, dass er bei einer Heim-EM nicht dabei ist, ist nicht schön. Natürlich sind solche Gespräche emotional», erzählte er. Aber böse sei keine der Unterredungen zum Wochenbeginn gewesen. Denn festzuhalten sei: Keiner der Spieler, die nicht dabei sind, sei ein schlechter Mensch, geschweige denn ein «Arschloch», versicherte Nagelsmann. 

Nicht nur das prominente Duo habe er informiert, sondern alle von ihm schon einmal berücksichtigten Spieler, also auch Profis wie Julian Brandt, Robin Gosens oder Kevin Trapp. Sehr unterschiedlich seien die Gespräche gelaufen, von 1:11 Minuten bis 22:30 Minuten. 

DFB-Team als zartes Pflänzchen

«1000 Komponenten» habe er bei seinen Entscheidungen berücksichtigt. Er habe einfach nach der besten Gruppe gesucht, die er nach den ermutigenden Siegen gegen Frankreich und die Niederlande als «ein zartes Pflänzchen» bezeichnete. Dieses müsse man nun «füttern», damit eine blühende EM-Pflanze gedeihe. «Wir haben im März mutige Entscheidungen getroffen, die angefangen haben zu greifen. Es ist eine Struktur gewachsen», sagte Nagelsmann. 

Einblicke gab der Bundestrainer in seine Personal-Logik durchaus. Seinen Kaderplan entwarf er von der ersten Elf her. Antonio Rüdiger wurde die Rolle als Abwehrchef, Toni Kroos («der ist wie Stahl») die Leitrolle in der Zentrale zugeschrieben. So entstand nach und nach ein Puzzle, in dem kein Platz für Teile war, die nicht geschmeidig passten - wie die Alphatiere Hummels und Goretzka. 

Ausgerechnet auf Rüdiger und Kroos wird Nagelsmann jedoch warten müssen. Sie stehen mit Real Madrid im Finale der Champions League am 1. Juni gegen Borussia Dortmund mit Schlotterbeck und Niclas Füllkrug. «Sie haben nicht viel Zeit, durchzuschnaufen», sagte Nagelsmann. Aber: Zwei Spieler kommen sicher als glückliche Königsklassensieger im Teamquartier in Herzogenaurach an. 

Schmiermittel Müller

Von Beginn an dabei sein kann nach dem Aus des FC Bayern in der Champions League auch Thomas Müller, der wie Kroos und Neuer seine vierte EM spielen wird und vom Bundestrainer als «Connector» (Verbinder) und «Schmiermittel» zum Spieler mit besonderen Aufgaben ernannt wurde. «Thomas kann mit den Rappern - und mit denen, die jodeln», sagte Nagelsmann. Und Müller hat seine Rolle ohnehin verstanden. «Hallo Leute, logischerweise freue ich mich riesig auf die Europameisterschaft im eigenen Land. Let's go. Ich bin gespannt. Es wird was. Ich werde einpeitschen und Gas geben. Ich bin am Start», äußerte der 34-Jährige quasi in der Funktion als Teamsprecher im Video auf der Plattform X.

Nagelsmann versammelt den DFB-Kader am 26. Mai in Blankenhain. Am 3. Juni steht ein Testspiel in Nürnberg gegen die Ukraine an. Die EM-Generalprobe folgt vier Tage darauf in Mönchengladbach gegen Griechenland. Weitere Gruppengegner nach dem Schottland-Start des DFB-Teams sind Ungarn am 19. Juni in Stuttgart und die Schweiz am 23. Juni in Frankfurt. 

© dpa ⁄ Arne Richter, Klaus Bergmann und Jan Mies, dpa
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