Warmer Applaus begleitete Hertha-Trainer Pal Dardai beim Gang in die Katakomben des Olympiastadions. Doch ist es ein Abschied auf Dauer oder nur ein «Auf Wiedersehen» bis zur nächsten Saison? Das blieb auch nach dem souveränen 3:1 (2:1) des Fußball-Zweitligisten gegen den 1. FC Kaiserslautern am Samstagnachmittag offiziell unklar.
Zumindest in den Worten von Geschäftsführer Thomas Herrich: «Wir haben vertrauliche Gespräche in dieser Woche geführt, die sportliche Leitung. Wir haben gesagt, dass wir die in der kommenden Woche fortsetzen werden. Wenn es etwas zu vermelden gibt, vermelden wir das», sagte der 60-Jährige.
Zuvor hatten am Samstag übereinstimmende Medienberichte ein anderes Bild gezeichnet: Es sei beschlossene Sache, dass der Ungar in der kommenden Saison nicht mehr auf der Bank der Berliner sitze, hieß es darin.
Auch Dardai vermied vor und nach der Partie sowohl explizite Bestätigung als auch Dementi. Zwischen den Zeilen klang aber alles nach einem Abgang. «Für mich ist es ein normaler Tag. Ich bin 30 Jahre hier. Das ist meine 120. Verabschiedung hier», sagte die Club-Legende, die seit 1997 mit nur kurzen Unterbrechungen für die Hertha tätig ist. Im Sommer läuft sein Vertrag aus.
Dardai ist traurig
Er werde jetzt den Tag mit seiner Familie und seinem Hund genießen. «Dann trinke ich ein Bier, später Wein und Zigarre», sagte er. Am Sonntag habe die Mannschaft frei, dann gehe die Vorbereitung auf das letzte Saisonspiel in Osnabrück los. Stolz sei er auf die Arbeit von seinem Trainerstab und sich und auch auf die Mannschaft in einer schwierigen Saison. Es klang auch wie eine Verteidigung der durchwachsenen und schwierigen Spielzeit.
«Ich bin immer ein Mensch, der positiv denkt. Ich bin traurig, wir haben viel aufgebaut. Ein Jahr habe ich mit den Jungs trainiert und weiterentwickelt, aber so ist das Trainerleben», hatte Dardai vor dem Spiel bei Sky gesagt.
Namen von möglichen Nachfolgern gehen schon seit Wochen durch die Medien. Aussichtsreiche Kandidaten sollen demnach der aktuelle Nürnberg-Coach Cristian Fiél und der ehemalige Augsburger Trainer Enrico Maaßen sein. «Ich habe ja Vertrag hier, deshalb mache ich mir darüber keine Gedanken», antwortete Fiél nach dem Spiel seiner Mannschaft auf eine Nachfrage zum Thema.
Drei Hertha-Tore und großer Fan-Zuspruch
In Berlin geriet auch etwas in den Hintergrund, dass sich Hertha mit einer der besten Saisonleistungen für die große Unterstützung des Anhangs bedankte. Torjäger Haris Tabakovic per Foulelfmeter (19. Minute), Jeremy Dudziak (45.+3) und Fabian Reese (67.) trafen am vorletzten Spieltag der 2. Bundesliga für die Gastgeber. Marlon Ritter hatte zwischenzeitlich per direktem Freistoß ausgeglichen (39.).
Als komplette Revanche für das enttäuschende Aus gegen die Lauterer im Pokal-Viertelfinale Ende Januar dürfte das Spiel aber nicht taugen. Der FCK trifft im Finale im Olympiastadion am 25. Mai auf den neuen Meister Bayer Leverkusen.
Mehr als 67.000 Fans kamen am Samstag ins Stadion, obwohl es sportlich für Hertha um nichts mehr ging. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Hauptstadtclub auf dem Platz zu selten sein Potenzial abrief. Eines der Argumente, die Kritiker immer wieder gegen Dardai vorbrachten.
Hertha reagiert auf Spekulationen um den Investor
Dazu gab es eine weitere Baustelle abseits des Platzes. Zuletzt hatte es Medienberichte über Probleme bei anderen Clubs gegeben, die ebenfalls mit Hertha-Investor 777 zusammenarbeiten. An einigen Orten regte sich auch Protest.
Auf Nachfragen seiner Fans reagierte Hertha noch vor der Partie. «An dieser Stelle gilt es festzustellen, dass die 777 Football Group sämtliche vertraglichen Verpflichtungen gegenüber uns nicht nur erfüllt, sondern sogar vereinbarte Zahlungen frühzeitig geleistet hat», teilte der Club mit. Die US-Investoren seien für Hertha ein vertragstreuer Partner. «Wir beteiligen uns auch nicht an Spekulationen aus der Presse», sagte Herrich.