«Häufig werden Jüdinnen und Juden, die Antisemitismus erfahren aber nicht ernst genommen; ihre Erfahrungen werden relativiert und zum Teil heruntergespielt», sagte Josef Schuster, Präsident des Zentralrates. «Ich erhoffe mir dadurch mehr Empathie der Gesamtgesellschaft für den Antisemitismus der Gegenwart, gerade in Zeiten des öffentlichen Gedenkens an die Schoah.»
Der Zentralrat veröffentlichte am Morgen auf Instagram ein erstes Video, in dem eine ältere Frau zu ihrer jüngeren Version gemorpht wird. Eine weibliche Stimme erzählt aus dem Off, wie sie sich daran erinnert, dass ein Davidstern an ihre Tür geschmiert worden ist. «Hab sofort gewusst, was das bedeutet in diesen Zeiten», sagt noch die alte Frau. «Nur von den Nachbarn hat mich keiner gefragt, wie es mir geht», sagt im Anschluss die jüngere.
Seit dem Angriff der islamistischen Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober ist die Zahl antisemitischer Vorfälle international stark gestiegen. Nach Angaben des Geschäftsführers des Bundesverbandes der Antisemitismus-Meldestelle Rias hat sich alleine die Zahl in Deutschland innerhalb der ersten zwei Monate nach dem Angriff im Vergleich zum Vorjahreszeitraum vervierfacht. «Diese Vorfälle ereignen sich in allen Lebensbereichen, sie reichen von Schmierereien, über antisemitische Beleidigungen im öffentlichen Raum bis hin zu Markierungen im Wohnumfeld von Jüdinnen und Juden», so Benjamin Steinitz. Laut Zentralrat habe sich der Antisemitismus aus allen Richtungen - inklusive der Mitte der Gesellschaft - in den vergangenen Jahren immer weiter verstetigt.