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Wälder bleiben für Eichelhäher ein gefährliches Pflaster

Der Eichelhäher ist ein beliebter Singvogel. Was viele nicht wissen - der Freistaat ist das einzige Bundesland, in dem die bunt gefiederten Tiere zu Tausenden abgeschossen werden. Trotz Kritik.
Eichelhäher
Ein Eichelhäher hat sich auf einem Tannenzweig niedergelassen. © Arne Dedert/dpa/Symbolbild

Anders als in allen anderen Bundesländern soll der Eichelhäher in Bayern weiterhin zu Tausenden abgeschossen werden dürfen. Ein entsprechender Antrag der Grünen, der ein ganzjähriges Abschussverbot fordert, galt bereits vor der Beratung am Dienstagabend im Landtag als chancenlos. Schon im Wirtschaftsausschuss hatten die Regierungsfraktionen von CSU und Freien Wählern den Antrag abgelehnt. Gegen die Stimmen von CSU und Freien Wählern ist im Plenum kein Beschluss möglich.

In Bayern werden jedes Jahr Tausende Eichelhäher abgeschossen. Zwischen 2018 und 2023 wurden mehr als 74 000 der bunt gefiederten Vögel getötet. Das geht aus der sogenannten bayerischen Streckenliste hervor, welche Zahlen zu erlegten Tierarten im Freistaat enthält. Demnach wurden 2022/23 - den bislang neuesten Zahlen - 11 664 Eichelhäher getötet, 2019/20 waren es sogar 19 299 Tiere. 2021 war der Eichelhäher Vogel des Jahres - laut Statistik wurden dennoch 13 795 Tiere geschossen.

Angesichts der Bedeutung der Tiere für den Waldumbau in Bayern forderten die Grünen ein ganzjähriges Abschussverbot. «Bayern ist das einzige Bundesland, in dem die Vögel noch geschossen werden dürfen», sagte Christian Hierneis, Jagdexperte der Grünen-Fraktion. Das habe auch finanzielle Folgen: Durch die Jagd entgehe dem Wald in Bayern die Aussaat von etwa 30 bis 50 Millionen Bäumen - pro Jahr. «In Euro umgerechnet sind das weit mehr als zehn Millionen Euro jährlich, die dem Freistaat dadurch an Schaden entstehen.»

Forstministerin Michael Kaniber (CSU) erklärte auf Nachfrage zwar, sie teile die Einschätzung, dass Eichelhäher wichtige Helfer bei der Waldverjüngung seien. «Eine pauschale Verbotspolitik von oben herab lehne ich allerdings ab.» Dieser Ansatz werde zu keiner Lösung führen, die von allen mitgetragen werde. Die Jagdpraxis in den Staatsforsten zeige, «wie es ohne Verbote im Rahmen einer verantwortungsvollen Jagd funktionieren kann». Bisher wurden hier kaum Eichelhäher abgeschossen. Sie sei sich sicher, dass dies auch unter der neuen Zuständigkeit in der Staatsregierung so bleibe - seit der neuen Wahlperiode ist mit Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger ein bekennender Jäger für die Staatsforste zuständig.

Jenny Schack, CSU-Abgeordnete im Wirtschafts- bzw. Jagdausschuss des Landtags, begründete auf dpa-Anfrage das Festhalten an der Abschussregelung wie folgt: «In Bayern ist der Eichelhäher weitverbreitet, der Bestand ist stabil und wächst.» Auch nach dem deutschen und europäischen Artenschutzrecht stehe einer Bejagung nichts entgegen. «Die Forderung der Grünen nach einer ganzjährigen Schonzeit ist auf Grundlage dieser Fakten rein ideologisch geprägt. Unsere Jäger jagen nicht bedenkenlos. Sie jagen mit Maß, Ziel und sind sich ihrer Verantwortung gegenüber den Tieren und der Natur stets bewusst.»

Begründet werden die aktuellen Abschussregeln auch damit, dass der Eichelhäher die Nester anderer Singvögel im Wald plündert. Aus Sicht der Grünen ist dieser Ansatz aber nicht richtig, da der Singvogel-Bestand durch Eichelhäher nicht gefährdet sei. Zudem plünderten auch andere Tiere wie Eichhörnchen Singvogelnester, ohne dass diese deshalb abgeschossen würden. Einer Schätzung der Roten Liste der gefährdeten Vögel in Bayern aus dem Jahr 2016 zufolge hat Bayern einen Bestand von etwa 105 000 bis 290 000 Tieren.

Aus Sicht von Andreas Zahn, Artenschutzexperte des Bund Naturschutz Bayern, gibt es keinerlei Gründe für die Abschussregeln: «Die Begründung, der Eichelhäher würde Nester anderer Singvögel im Wald plündern, ist Unsinn und zeugt von einer völligen Verkennung elementarer ökologischer Zusammenhänge», sagte er der dpa. «Die Bestände können gar nicht so groß werden, dass dies ein ernsthaftes Problem wäre. Richtig ist, dass mit einem Anstieg der Bestände auch die Service-Leistung des Hähers, die Saat von Eicheln, zunimmt. Und diese Leistung brauchen wir für den Waldumbau.»

Der Eichelhäher gehört zur Familie der Raben. Die Vögel transportieren Tausende von Eicheln kilometerweit und sorgen so für eine natürliche Aussaat und Verjüngung der Wälder - eine Grundvoraussetzung, damit der Wald die Folgen der Klimakrise überlebt.

«Die Eichelhäher sind nicht nur Vögel des Waldes, sondern auch Architekten seiner Zukunft: Mit jeder Eichel, die sie im Waldboden vergraben, säen sie die nötigen Grundlagen für einen Wald, der sich stetig selbst erneuert und anpassungsfähig bleibt. Wir Grüne wollen deshalb eine ganzjährige Schonzeit für den Eichelhäher», betonte Hierneis. Der Staatsregierung warf er vor, das Thema Wald zu spät und viel zu zögerlich anzugehen. «Wir müssen jetzt alle Möglichkeiten nutzen, um den dringend nötigen Umbau zu klimastabilen Wäldern zu beschleunigen. Der Eichelhäher ist hier ein relevantes Rädchen im Getriebe.»

© dpa
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