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Die Gläserne Blume: Ausstellung zum Palast der Republik

Der umstrittene Abriss des Palastes der Republik steht symbolisch für Ost-West-Debatten. Vielen fehlt der repräsentative DDR-Bau im Herzen Berlins. Manche Erinnerung holt nun eine Ausstellung zurück.
Humboldt Forum
Das Kultur-, Ausstellungs- und Veranstaltungszentrum Humboldt Forum am Schlossplatz in Berlin. © Jens Kalaene/dpa/Archiv

Vielleicht verdeutlicht die «Gläserne Blume» das Dilemma. Seit Jahren ist das fünf Tonnen schwere Kunstwerk einer der Fixpunkte in der Debatte um den Palast der Republik. Im Foyer des DDR-Prunkbaus diente die 5,20 Meter hohe Skulptur vielen Menschen als Treffpunkt. Die Arbeit gilt wegen des verwendeten Klebers und des Industrieglases aber als nicht mehr rekonstruierbar, zudem gibt es künstlerische Bedenken. Deswegen ist die «Gläserne Blume» heute genauso wenig im Zentrum Berlins präsent wie der 2008 nach Asbestsanierung abgerissene Palast. Erinnerungen daran thematisiert die Ausstellung «Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart» von diesem Freitag an bis zum 16. Februar - in dem am selben Ort erbauten Humboldt Forum.

Ort von Macht und Ohnmacht

Generalintendant Hartmut Dorgerloh sprach am Mittwoch von einem «Ort, der seit über 600 Jahren von Herrschaft, von Macht, von Repräsentation, aber eben auch von Ohnmacht, von Gegenbewegung, von Machtwechseln bestimmt ist». Im Humboldt Forum seien historische Realitäten eingeschrieben «und das nicht nur, weil es über den Teilfundamenten des Berliner Schlosses und des Palastes der Republik gebaut wurde».

Sabine Bergmann-Pohl, im Einheitsjahr 1990 Präsidentin der erstmals frei gewählten Volkskammer und später Bundesministerin, erinnerte an die Debatte um den Abriss des Palastes. «Ich war ja bekanntermaßen dagegen», sagte sie. «Es gab durchaus auch Architekturvorschläge, wie man den Platz auch mit der Integration des Palastes der Republik anders gestalten könnte. Mein Empfinden war damals: Hier wird etwas abgerissen, weil es ein sozialistisches Relikt ist und einigen Leuten nicht passt.» Die Asbest-Debatte sei vorgeschoben gewesen.

Die in der Ausstellung mit ihrer Depot-Verpackung präsentierte «Gläserne Blume» ist auch Zeugin des Wechsels: Auf der Konstruktion ist noch Graffiti aus der historischen Übergangszeit zu entdecken. Die Wand in der Eingangshalle nimmt den Bronze-Ton auf, der von der Fassade des Palastes in Erinnerung ist. Gezeigt wird auch, was an diesem historischen Ort schon stand: ein Kloster, zwei Schlösser, der Palast der Republik, nun das Humboldt Forum.

Cocktail «Manhattan» für 3,55 (DDR-)Mark

Vom Bau des 1976 in Ost-Berlin eröffneten Prestigegebäudes zeugt ein Modell der Stahlkonstruktion, die den Aufbau bestimmte und dann als stählernes Gerippe auch letzter Eindruck aus der Abrisszeit bis 2008 blieb. Aus dem Palast zu sehen: Gemälde wie Willi Sittes Propagandaspektakel «Die rote Fahne - Kampf, Leid und Sieg», Segmente des Marmorbodens, Geschirr und Nippes, Palast-Puzzle, Objekte aus dem Volkskammersaal wie Stühle oder Teile von DDR-Staatssymbolen.

Der Palast der Republik war ein Multifunktionsbau. Neben dem Plenarsaal war der Große Saal wichtiges Zentrum etwa auch für kulturelle Veranstaltungen. Ein Magazin erinnert an «Gabi hinterm Diskopult», aus der Gastronomie finden sich Beispiele von Getränke- und Speisekarten. Im Angebot des sozialistischen Vorzeigebaus: ein Cocktail «Manhattan» für 3,55 (DDR-)Mark.

«Debatte auch mal ruhen lassen»

Der Ort im Zentrum Berlins war Bühne gleich mehrerer Revolutionen von 1848 und 1918, schließlich auch der friedlichen DDR-Revolution von 1989. Davon zeugen noch gemalte Banner der Demonstration vom 7. Oktober 1989, wenige Wochen vor dem Fall der Mauer am 9. November. «Wo alle das Gleiche denken, wird wenig gedacht», ist darauf etwa zu lesen. Aus der Zeit der Zwischennutzung der sanierten Palast-Ruine stammt etwa der Mitschnitt eines legendären Konzerts der Band Einstürzende Neubauten.

Bei Besuchern des heutigen Humboldt Forums sind viele solcher Erinnerungen noch wach. Dorgerloh berichtet aus dem Souvenirshop: «Retro verkauft sich bestens.» Bergmann-Pohl hat nach eigenen Worten inzwischen ihren Frieden mit Abriss und Neubau gemacht. «Man muss die Debatte auch mal ruhen lassen.»

© dpa ⁄ Gerd Roth, dpa
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