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Experten für bessere Vorbeugung gegen Suizide in Haft

Der Rechtsausschuss im Landtag hat sich Experten eingeladen, die über Suizide hinter Gittern berichten. Sie machten deutlich, wie Haftanstalten mit Blick darauf noch sicherer gemacht werden könnten.
Gefängnis
Ein Stacheldrahtzaun umzäunt das Gelände einer Justizvollzugsanstalt. © Bernd Weißbrod/dpa/Symbolbild

Experten haben bei einer Anhörung im Landtag Vorschläge unterbreitet, wie Suizide in Gefängnissen besser verhindert werden können. Neben der Schulung der Mitarbeiter vom Justizvollzugsbeamten bis zum Arzt müsse es auch um eine bauliche Prävention gehen, sagte Nadine Glasow vom Werner Felber Institut für Suizidprävention und interdisziplinäre Forschung im Gesundheitswesen am Mittwoch im Rechtsausschuss. Unter anderem gehe es darum, Befestigungspunkte für Gurte im Raum zu beseitigen. In Sachsen-Anhalts Gefängnissen schwankte die Zahl der Suizide nach Angaben des Justizministeriums in den vergangenen Jahren zwischen null und sechs.

Zudem gehe es um atmosphärische Veränderungen, so Glasow. So sei der Blick auf Natur wichtig und im Rahmen des Möglichen sei es sinnvoll, ein Gefühl von Enge zu verhindern. So seien längliche Räume besser geeignet als solche mit quadratischem Grundriss. Insbesondere bei Neubauten könne das berücksichtigt werden, ohne dass es mehr kosten müsse. Mehrere Experten betonten, suizidgefährdete Häftlinge seien nicht sicher zu identifizieren, nicht immer gebe es klassische Risikofaktoren.

Die Linken-Abgeordnete Eva von Angern und der Grünen-Abgeordnete Sebastian Striegel forderten von der Landesregierung Informationen dazu, welche Präventivmaßnahmen in Sachsen-Anhalt noch ergriffen werden sollen, etwa beim geplanten Gefängnisneubau in Halle.

Ein Sprecher des Justizministeriums erklärte dazu, es gebe seit Februar 2023 eine neue Landesarbeitsgruppe «Suizidprävention». Die mehr als 15 Frauen und Männer brächten ein breites Spektrum an Fachwissen und Erfahrungen aus allen Bereichen des Justizvollzugs Sachsen-Anhalt ein. Sie hätten die Aufgabe, Standards und Verfahren bei der Suizidprävention zu überprüfen und zu optimieren. «Oberstes Ziel ist es, die Gesundheit der Gefangenen im Justizvollzug Sachsen-Anhalt zu schützen und Selbsttötungen noch besser zu verhindern.» Zudem sollten die Fortbildungsangebote für die Bediensteten weiterentwickelt werden.

Maja Meischner-Al-Mousawi vom Kriminologischen Dienst Sachsen, der seit dem Jahr 2000 alle Zahlen bundesweit erfasst, sagte, die Suizid-Zahlen in den Gefängnissen schwankten. In der Corona-Zeit seien sie gestiegen auf 92 im Jahr 2021. 2020 lag die Zahl bei 77, 2019 bei 43. «Suizidprävention hat mit menschlichem Kontakt zu tun», sagte die Expertin. Zuletzt habe die Zahl wieder bei knapp 100 gelegen.

Alles in allem seien Suizide in Haft seltene Ereignisse angesichts einer Gefangenenzahl von 60.000, pro Jahr durchliefen zwei bis dreimal so viele Menschen die Haftanstalten.

Laut Maja Meischner-Al-Mousawi geschehen die meisten Suizide im ersten Monat der Haft. In 50 Prozent der Fälle betrifft Untersuchungsgefangene, obwohl deren Anteil an den Gefangenen insgesamt bei 30 Prozent liege.

© dpa
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