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Hausärzte dringend gesucht: 523 Praxissitze unbesetzt

Schon jetzt fehlen in Niedersachsen besonders in ländlichen Regionen Allgemeinmediziner. Die Situation werde sich noch verschlechtern, sagt die Kassenärztliche Vereinigung. Was wird dagegen getan?
Hausarztpraxis
Ein Stethoskop liegt in der Praxis eines Hausarztes. © Stephan Jansen/dpa/Illustration

Hunderte Hausärztinnen und Hausärzte fehlen in Niedersachsen - besonders betroffen sind die Städte Salzgitter, Delmenhorst, Meppen und Syke. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) waren am 1. Juli 2023 landesweit 523 Hausarzt-Sitze unbesetzt. Für diese Praxen werden neue Inhaber gesucht. «Die Sicherstellung der ärztlichen und psychotherapeutischen Versorgung wird immer schwieriger», sagte der KVN-Vorstandsvorsitzende Mark Barjenbruch der dpa. «Langfristig werden sich Patientinnen und Patienten auf längere Anfahrtswege und längere Wartezeiten einrichten müssen.»

Wer sich dafür entscheidet, einen Hausarztsitz in bestimmten unterversorgten Region zu übernehmen, kann laut KVN Zuschüsse zwischen 60.000 und 75.000 Euro beantragen. Für Praxen in Bremerhaven und Syke wird den Ärzten darüber hinaus sogar eine Umsatzgarantie in Aussicht gestellt. Gefördert wird die Übernahme einer Hausarztpraxis in zahlreichen Orten und Regionen, zum Beispiel im südniedersächsischen Alfeld, in Cuxhaven, Gifhorn, Helmstedt, Leer-Süd, Papenburg, Walsrode und dem Umland von Wolfsburg.

22 unbesetzte Hausarzt-Sitze gibt es in Salzgitter, 18 in Delmenhorst, jeweils 17 in Meppen und Syke und jeweils 15 in Nordhorn und Cloppenburg. Die angespannte Lage beunruhigt auch die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Martina Wenker. «Die Menschen im ländlichen Raum dürfen nicht das Gefühl bekommen, dass sie im Stich gelassen werden», sagte die Lungenfachärztin aus Hildesheim. Es fehlten an allen Ecken und Enden Ärzte, nicht nur Hausärzte, sondern auch Kinder- und Jugendärzte oder Notärzte.

Sowohl die KVN als auch die Ärztekammer fordern schon lange vom Land, für mehr Studienplätze im Fach Medizin zu sorgen. Die von der Landesregierung eingeführte Landarztquote werde die Situation kurzfristig nicht verbessern. Erst nach dem Jahr 2035 sei langsam mit spürbaren Effekten zu rechnen. Studium und Ausbildung zum Allgemeinmediziner dauern insgesamt elf Jahre.

Die Landarztquote sieht vor, dass in Niedersachsen 60 Studienplätze in Humanmedizin per Quote vergeben werden. Jungen Menschen wird so der Zugang zum Medizinstudium erleichtert, wenn sie sich im Gegenzug dazu verpflichten, nach Abschluss des Studiums und der Weiterbildung zehn Jahre lang als Hausärztin oder Hausarzt in einer Region mit zu wenigen Ärzten zu arbeiten.

Aus Sicht der Mediziner muss die Politik darüber hinaus unverzüglich bessere Rahmenbedingungen schaffen. «Anders als die Krankenhäuser bekommen die niedergelassenen Ärzte keinen Inflationsausgleich. Zudem herrscht Fachkräftemangel», kritisierte Wenker. Vielerorts sei es schwierig, Praxispersonal zu gewinnen.

Dramatisch sei, dass knapp 40 Prozent der Medizinischen Fachangestellten (MFA) über den Ausstieg aus dem Beruf nachdenken, sagte Barjenbruch. Die Ärztinnen und Ärzte und vor allem auch ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien erschöpft und ausgebrannt, wütend und enttäuscht. «Die Stimmung in den Praxen ist noch nie so angespannt gewesen», betonte der KVN-Vorsitzende. Die Ärzte beklagen auch, dass sie immer mehr Bürokratie bewältigen müssen. Diese Zeit fehle für die Patientinnen und Patienten.

Wenn der Weg zum Hausarzt auf dem Land länger wird, können Video-Sprechstunden und elektronische Rezepte eine Alternative zum Arztbesuch sein. In vielen Ländern wie zum Beispiel Kanada sei Telemedizin schon seit vielen Jahren flächendeckend etabliert und habe sich aus gesundheitlicher, aber auch ökonomischer Sicht als überaus nützlich erwiesen, sagte KVN-Sprecher Detlef Haffke. Telemedizin habe großes Potenzial, könne aber nicht den direkten Kontakt zwischen Arzt und Patienten ersetzen.

Manchmal habe die Telemedizin auch technische Grenzen, etwa wenn die Verbindung durch eine reduzierte Bandbreite bei der Datenübertragung leide, sagte Haffke. «Besonders ältere Menschen haben zudem oft Schwierigkeiten, mit der Technik richtig umzugehen.»

© dpa
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