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Rostocker Kunsthalle: «Chips-Schalen» und unendliche Weiten

14 Jahre hat es gedauert vom ersten Gedanken bis zur Umsetzung: Nun zeigt die Rostocker Kunsthalle eine umfassende Ausstellung des Gegenwartskünstlers Gregor Hildebrandt. Und der ist weltweit gefragt.
Kunsthalle Rostock
Die Kunsthalle Rostock nach dem Abschluss der Sanierung, im Vordergrund die Plastik «Bellevue» von Eric Poulsen (1979, Beton). © Bernd Wüstneck/dpa/Archivbild

Das größte Exponat ist 24 Meter lang und drei Meter hoch. «Hinterm Vorhang brennt das Licht», so der Titel des Werks, mit dem Gregor Hildebrandt den Betrachter in der Kunsthalle Rostock im gedimmten Licht des Saals der zweiten Etage in «unendliche Weiten» führt. «Viele Lichtjahre von der Erde entfernt», zitiert der Künstler aus dem Vorspann von «Star Trek». Für das Werk hat er Bänder der Videokassetten der Kultfilm-Serie genutzt und in einer Großinstallation einen Eindruck von den Tiefen des Weltalls geschaffen.

Für seine Arbeiten nutze Hildebrandt konsequent teils schon fast vergessene Materialien wie Vinylschallplatten und Bänder von Audio- und Videokassetten oder Laserdisks. Damit erreiche er in seiner Kunst eine mehrschichtige Tiefe, so Kunsthallenleiter Uwe Neumann, der von der neuen Ausstellung begeistert ist. Er kennt den Künstler schon seit 2010. Und schon damals sei die Idee entstanden, einmal eine Ausstellung in der Kunsthalle zu machen.  «Hildebrandt ist einer der wichtigsten deutschen Künstler», sagte Neumann am Donnerstag, während die letzten akribischen Aufbauarbeiten noch laufen. «Das Warten hat sich gelohnt.»

Davon können sich die Besucher von Samstag bis zum 20. Mai in der Ausstellung «Nah am Wasser» überzeugen. Auch das Weltpremieren-Werk im «White Cube», dem großen weißen Ausstellungsraum mit Himmelpanoramablick im Erdgeschoss der Haupthalle, ist ein raumgreifendes Exponat aus 1400 quadratisch gestalteten Unikaten, die alle jeweils wie Puzzleteile aus Vinylplatten gefertigt wurden. Und auf den Platten ist Musik. Die Band Anne und ihr Album «Flamingo» (B-Seite) schwingen so mit. «Blau im Gedächtnis» heißt das Werk, das sich ähnlich einem dreiteiligen klappbaren Triptychon-Altar in dem haushohen Raum nach oben streckt. Es ist eine vor allem in tiefblau gehaltene Hommage des Künstlers an eines der prominentesten Wahrzeichen von Berlin, die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. 

Höhe, Farbspiel und Konzeption regen zum Nachdenken an. «Gregor Hildebrandt holt damit auf eine gewisse Weise Berlin nach Rostock. Entstanden ist ein Raum der Ruhe und auch der Andacht», umschreibt Kurator Stephan Koal das Werk. Hildebrandt ist ein international gefragter Künstler. Vorige Woche war er noch in Los Angeles, davor in Mexiko. Tokio, New York, Zürich, St. Louis, Brüssel, Berlin, Madrid, Paris sind nur einige der Metropolen, wo er seine Werke ausstellte. Er erinnert sich noch an 2008, als er erstmals in den USA ausstellen sollte. Nur konnte das Museum keine Transportkosten für die Exponate übernehmen. Er entwarf den zusammenrollbaren schwarzen «Klangteppich», den viele Freundinnen aus bespielten Audiokassettenbändern häkelten. Auch er ist in Rostock zu sehen, wie auch ein riesiger Setzkasten mit blauen Audiokassetten-Covern, die Wasserformationen spiegeln.     

Auffallend auch der «Bilder-Wall» von 2016, der den Besucher beim Treppenaufstieg in die zweite Etage begrüßt. Silberne und dazwischen vereinzelt goldene Muscheln bis unter die Decke hinter Glas in Reihen gestapelt, so denkt man beim ersten Betrachten. Nicht ganz verkehrt, findet auch der Künstler die Assoziation. Es sind geformte Laserdisks mit Filmen  - eine Technologie, die sich in Deutschland auf dem Heimfilm-Markt nie durchsetzte. Hildebrandt entdeckte sie mal auf dem Flohmarkt als geformte Schüsseln für Chips oder Obst oder Sonstiges und kaufte gleich viel zu viele für je drei Euro. 

In der Ausstellung finden sich auch Anspielungen auf das Kult-Album «The Wall» von Pink Floyd, und auch das ebenfalls große Werk (19,8 Meter mal 3 Meter) «Hoffnung der Notwendigkeit», das den Bezug zu einem Improvisations-Film des französischen Malers George Mathieu mit dem griechischen Komponisten Vangelis herstellt. Darin malt Mathieu mit vollem Körpereinsatz und großen Schwunglinien. «Das wollte ich auch mal machen», sagt Hildebrandt. Auch bei diesem Werk verwendete er Videobänder.  

© dpa ⁄ Helmut Reuter, dpa
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