Es müssen dramatische Szenen gewesen sein: Im vergangenen Sommer soll eine Frau aus Essen versucht haben, ihre Oma mit einem Giftgetränk zu töten, um an deren Erbe zu kommen. Seit Montag steht die 31-Jährige in Essen vor Gericht. Der Vorwurf: Mordversuch.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die deutsche Angeklagte ihrer Großmutter am 4. Juli 2023 einen Milchshake mit einer Überdosis Beruhigungsmittel gereicht hat. Nach dem Verzehr war die 79-Jährige zusammengebrochen. Laut Anklage bestand akute Lebensgefahr. Sogar der Herzschlag soll zwischenzeitlich ausgesetzt haben.
Dass die Seniorin überlebt hat, war Glück. Eine Pflegekraft hatte sie gerade noch rechtzeitig gefunden. Ein Urin-Schnelltest ergab einen Hinweis auf eine akute Vergiftung. Erst nach der Verabreichung eines Gegenmittels soll sich der lebensbedrohliche Zustand der 79-Jährigen wieder gebessert haben.
Zum Prozessauftakt am Essener Schwurgericht hat die Angeklagte die Verabreichung des Gift-Milchshakes zugegeben, eine Tötungsabsicht aber bestritten. «Ich wollte nur, dass sie ein bisschen schläft», sagte sie den Richtern. Anschließend habe sie die Wohnung ihrer Oma nach Wertgegenständen und Bargeld durchsuchen wollen. Hintergrund sei eine finanzielle Notlage gewesen.
Die Angeklagte war nach eigenen Angaben unter Druck geraten, weil sie unter den Namen ihrer Familienangehörigen Waren im Internet bestellt und Handyverträge abgeschlossen hatte, die anschließend nicht bezahlt wurden. Wegen ähnlicher Vorwürfe saß die 31-Jährige sogar schon im Gefängnis.
Laut Anklage hat die dreifache Mutter ihrer Oma im März vergangenen Jahres schon einmal eine hohe Dosis Beruhigungsmittel in ein Getränk gemischt - damals in einen heißen Kakao. Auch daraufhin war die Seniorin ins Krankenhaus gekommen. Den Klinikaufenthalt hatte die Angeklagte nach eigenen Angaben dazu genutzt, den Tresor ihrer Großmutter zu plündern, zu dem sie einen Schlüssel gefunden hatte. Laut Anklage bestand ihre Beute aus 2.500 Euro Bargeld und Schmuck.
Den Diebstahl hat die 31-Jährige bereits gestanden, den weiteren Giftanschlag nicht. «Ich habe meiner Oma damals nichts in den Kakao getan», sagte sie den Richtern. Als sie davon in der Anklage gelesen habe, sei sie selbst «sprachlos» gewesen.
Die Essener Richter haben für den Prozess zunächst noch sechs Verhandlungstage bis Mitte März vorgesehen.