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Francis Ford Coppola und sein wahnsinniges «Megalopolis»

Mit dem selbst finanzierten Mammutprojekt «Megalopolis» setzt Regie-Legende Coppola alles auf eine Karte. Keine Firma wollte Geld in den Film investieren. Nach der Premiere in Cannes gibt es eine Ahnung, warum.
Filmfestival in Cannes - Francis Ford Coppola
«Megalopolis» Premiere
Filmfestival in Cannes - Megalopolis
Filmfestival in Cannes - Megalopolis
Filmfestival in Cannes - Megalopolis

Jahrzehntelang hat Kult-Regisseur Francis Ford Coppola die Idee von einem Film über die Zukunft der Menschheit verfolgt. Doch Investoren war das Projekt zu größenwahnsinnig. Am Ende hat der 85-Jährige Berichten zufolge über Hundert Millionen Euro selbst investiert.

Denn keine Firma wollte den Film finanzieren. Nun hat das mit Spannung erwartete Mammutprojekt des Regisseurs Premiere in Cannes gefeiert. Gleichzeitig wurde Kritik laut, dass Coppola sich am Filmset Statistinnen gegenüber unangemessen verhalten habe.

Ausschweifend und vollgestopft mit Ideen

«Megalopolis» ist ein politischer Science-Fiction-Film und so, wie viele Zuschauerinnen und Zuschauer schon vorab vermutet hatten: ausschweifend, grotesk, vollgestopft mit Ideen. «In der Branche hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass dieser Film niemals ein breites Publikum finden wird, und man kann ihr nur zustimmen», schrieb das Branchenmagazin «Hollywood Reporter». Die Reaktionen waren vielfältig und reichten von Begeisterung und Faszination über Irritation bis hin zu völliger Ablehnung.

Doch selbst in negativen Kritiken - etwa in der britischen Zeitung «Guardian», die den Film als «mega aufgeblasen und mega langweilig» beschrieb - wurde stets das große Vermächtnis Coppolas betont. Nicht nur gehört seine «Der Pate»-Trilogie zu den Lieblingsfilmen vieler Menschen. Sein Oscar-prämiertes Meisterwerk «Apocalypse Now» lief vor 45 Jahren im Wettbewerb von Cannes und gewann die Goldene Palme. 1974 hatte er für «Der Dialog» (Originaltitel: «The Conversation») schon einmal den Hauptpreis des Festivals gewonnen.

Bericht über unaufgeforderte Küsse am Filmset

Auch «Megalopolis» läuft im Wettbewerb. Doch Coppolas neuer Film wird auch von negativen Schlagzeilen überschattet, die nur am Rande mit dem Werk selbst zu tun haben. Der «Guardian» berichtete unter Bezug auf mehrere anonyme Quellen, Coppola habe versucht, Statistinnen während einer Szene am Set von «Megalopolis» zu küssen.

Als Reaktion verwies ein Sprecher des Regisseurs gegenüber der «New York Times» auf eine öffentliche Mitteilung des ausführenden Produzenten Darren Demetre, in der dieser sagte: «Mir sind keine Beschwerden über Belästigung oder schlechtes Verhalten während des Projekts bekannt.»

Gleichzeitig führte er aus: «An zwei Tagen drehten wir eine ausgelassene Clubszene im Stil des Studio 54, während der Francis am Set herumlief, um die Stimmung der Szene herzustellen, indem er die Darsteller und Hintergrundakteure freundlich umarmte und auf die Wange küsste. Das war seine Art, die für den Film so wichtige Clubatmosphäre zu initiieren und zu fördern.»

Auf einer Pressekonferenz musste Coppola am Freitag keine Fragen dazu beantworten - viele der anwesenden Journalistinnen und Journalisten konnten wegen der begrenzten Zeit allerdings ihre Fragen auch nicht stellen. 

Stattdessen führte Coppola aus, dass er sich wegen des finanziellen Risikos keine Sorgen mache und keine Geldprobleme habe. «Das Geld spielt keine Rolle», sagte er.

Die in Cannes anwesenden Schauspieler, darunter Hauptdarsteller Adam Driver, sprachen positiv von ihren Erfahrungen am Set. Der 40-Jährige bezeichnete Coppola als «großzügig». Den Filmdreh beschrieb er so: «Es fühlte sich wie experimentelles Theater an, und genau das machte es rebellisch und aufregend. Ich denke, das spiegelt sich auch im Film wider.»

Adam Driver als visionärer Erfinder

«Megalopolis» ist als Geschichts-Epos angelegt, das Bezug zum Römischen Reich nimmt. Die Handlung spielt in einer an New York angelehnten Stadt namens New Rome. Darüber, wie in der Stadt regiert wird und wie sie neu gestaltet werden soll, entbrennt ein Streit zwischen dem Bürgermeister Franklyn Cicero (Giancarlo Esposito) und dem visionären Erfinder Cesar Catilina (Adam Driver).

Während Cicero am Status quo festhalten will, hat Catilina utopische Ideen. Für ein neues Baumaterial namens «Megalon» hat er den Nobelpreis gewonnen. Zwischen den Fronten steht Julia Cicero (Nathalie Emmanuel), die sich in Catilina verliebt.

Der Film ist alles, nur nicht subtil. Die Optik ist stark digital bearbeitet und voller glitzernder visueller Effekte. Die teils cartoonhaft überzeichneten Figuren sprechen meist in philosophischen Zitaten. Das resultiert zum Beispiel in einer Szene, in der Adam Driver auf einer riesigen Uhr im Himmel spaziert und über die Zukunft der Menschheit nachdenkt.

Im Laufe des Films werden verschiedene Familienmitglieder der Dynastie um Catilina vorgestellt, jeder hat eine eigene Agenda. Stark ist Shia LaBeouf, der hier einen garstigen Cousin mit Vokuhila-Pferdeschwanz spielt. Er ist spielerisch, boshaft und auf viele amüsante Weisen seltsam. Auch Dustin Hoffman ist in einer kleinen Rolle zu sehen. Blass kommen aber die Frauenfiguren weg. Sie alle werden nur über ihre Beziehung zu verschiedenen Männern eingeführt. An komplexen weiblichen Rollen hatte Coppola augenscheinlich kein Interesse.

Antiimperialistische Botschaft

Genüsslich inszeniert er hingegen die Dekadenz einer Stadt, die dem Untergang geweiht ist. Stilistische Anleihen an das alte Rom transportiert er in die heutige Zeit. In einem Kolosseum mit Neonreklamen findet ein Wrestling-Kampf statt.

Vorsichtshalber hat Coppola dem Film in einem Prolog vorangestellt, dass «Megalopolis» als «Fabel» zu verstehen sei. Die Botschaft - die in ihrem antiimperialistischen Gestus an «Apocalypse Now» erinnert - transportiert er gleich mit: Das US-Imperium unterscheide sich nicht so sehr vom Römischen Imperium. Sind die USA nun dem Untergang geweiht - oder können ihre Bewohnerinnen und Bewohner das Land noch retten? Vor der Präsidentschaftswahl im November dürfte diese Frage bei vielen Menschen nachhallen.

© dpa ⁄ Lisa Forster, dpa
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