Seit der Datenübergabe an den Forschungsverbund wurden der Landeskirche demnach weitere 12 Fälle bekannt - insgesamt sind es damit 122 bestätigte Fälle oder Verdachtsfälle auf sexualisierte Gewalt in der Landeskirche. Ein weiterer Pastor sei unter den Beschuldigten, damit seien es insgesamt 63. Alle Fälle, in denen die beschuldigten Personen noch leben, legte die Landeskirche den Staatsanwaltschaften vor.
Die sogenannte Forum-Studie, die erste umfassende Studie zu sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland und in der Diakonie, wurde in Hannover vorgestellt. Die Autoren der Studie hatten das Ziel, typisch evangelische Strukturen zu analysieren, die Gewalt und Machtmissbrauch begünstigen.
«Die Zahl von 122 Fällen, die wir jetzt für die Landeskirche Hannovers vorlegen, bildet ausdrücklich nur einen Ausschnitt davon ab, wie viele Betroffene seit 1945 in unserer Landeskirche sexualisierte Gewalt erlitten haben», sagte Landesbischof Ralf Meister. «Die Zahlen machen zudem deutlich, wie auch Strukturen gerade in der evangelischen Kirche sexualisierte Gewalt ermöglichen.»
In einem ersten Teilschritt hatte die Landeskirche alle Fälle sexualisierter Gewalt an Minderjährigen abgefragt, unabhängig von der Berufsgruppe der Beschuldigten in der Kirche. Die Beschuldigten waren 7 Pastoren, 3 Diakone, ein Schul-Mitarbeiter, 3 Beschäftigte in der Kirchenmusik, 3 Ehrenamtliche und ein Bekannter eines Beschuldigten. Unter den Opfern unter 14 Jahren waren 6 Jungen und 3 Mädchen, zwischen 14 und 17 Jahren waren es 2 junge Männer und eine junge Frau. Als Anerkennungsleistungen wurden in der Landeskirche 183.500 Euro gezahlt, dazu kamen fast 50.000 Euro für Klinikaufenthalte, Therapien oder Fahrtkosten.