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«Ich möchte loslassen» - Ranga Yogeshwar wird 65

Ranga Yogeshwar war einer der ersten Wissenschaftsjournalisten im deutschen Fernsehen - und einer der ersten nicht weißen Moderatoren. Mittlerweile arbeitet er aktiv am eigenen Bedeutungsverlust.
Ranga Yogeshwar
Ranga Yogeshwar wird 65 Jahre alt. © Rolf Vennenbernd/dpa

Im Flutsommer 2021 wurde auch das Haus von Ranga Yogeshwar in Hennef bei Bonn überschwemmt. Da setzte sich der studierte Experimentalphysiker erst einmal hin und berechnete die Wassermenge, die sein Tal heimgesucht hatte. «Das war wahrscheinlich meine Art, das Trauma zu verarbeiten», sagt der Wissenschaftsjournalist der Deutschen Presse-Agentur. Verarbeitung mittels Durchdringung auf Zahlen- und Faktenbasis - das passt zu ihm. 

Ranga Yogeshwar, der am 18.5. 65 Jahre alt wird, hat mehr als 25 Jahre lang das WDR-Wissensmagazin «Quarks» moderiert. Inzwischen arbeitet er «an seinem eigenen Bedeutungsverlust», wie er es formuliert. Er hält noch Vorträge, aber im Fernsehen sieht man ihn nur noch, wenn er in eine Talkshow eingeladen wird. Dabei wirkt er sehr zufrieden. «Ich möchte loslassen. Wenn ich jetzt manchmal Mentor von Jüngeren sein kann, finde ich das total cool. Ich bin happy.» 

Kindheit in Indien

Yogeshwar war nicht nur einer der ersten Wissenschaftsjournalisten, die richtig bekannt wurden, er war auch einer der ersten nicht weißen Moderatoren im deutschen Fernsehen. Sein Vater war ein indischer Ingenieur, verheiratet mit einer Luxemburgerin. Er selbst hat die luxemburgische Staatsbürgerschaft, aber einen großen Teil seiner Kindheit in Indien verbracht. «Wir wohnten in Südindien, in der Nähe von Bangalore, eine Stadt mit damals 400.000 Einwohnern. Inzwischen ist das eine Megastadt mit elf Millionen Einwohnern.»   

Seine Hautfarbe ist der Grund dafür, dass er seit mehr als 30 Jahren mit Drohungen lebt. Mal mehr, mal weniger. «Ich habe mich aber nie als Opfer gefühlt. Meine Haltung war immer: Einfach machen, die Normalität kommt dann irgendwann von selbst. Als ich anfing, war ich ziemlich allein. Wenn ich mir jetzt das Programm ansehe, denke ich: Geht doch!»

Immer wieder hat sich Yogeshwar auch politisch positioniert, so war er wenige Wochen nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine einer der Verfasser eines offenen Briefs, in dem Prominente an Bundeskanzler Olaf Scholz appellierten, der Ukraine keine schweren Waffen zu liefern. Zu den Erstunterzeichnern gehörten auch die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer, der inzwischen gestorbene Schriftsteller Martin Walser, der Kabarettist Gerhard Polt und der Sänger Reinhard Mey.

Yogeshwar hat seine journalistische Karriere Anfang der 80er Jahre begonnen, in der Zeit des Nato-Doppelbeschlusses und der Bonner Hofgarten-Demo. Es war die große Zeit der deutschen Friedensbewegung, und er war Teil davon. Sein erstes Buch hieß «Verantwortung für den Frieden». Viele, die damals auch demonstrierten, unterstützen jetzt die Militär- und Finanzhilfen für die Ukraine und verstehen dies gerade auch als Dienst am Frieden, weil sie sagen, dass Russlands Präsident Wladimir Putin im Falle eines Sieges über die Ukraine immer weitermachen werde. Yogeshwar sieht das anders. 

Appell für eine andere Konflikt-Grammatik

«Ich bin definitiv kein Putin-Versteher», versichert er. «Ich weiß nicht, was er denkt. Aber ich weiß etwas anderes: In der Welt von morgen werden wir uns auf Dauer mit sehr viel größeren Ländern wie etwa China arrangieren müssen, die eben keine Demokratien westlichen Zuschnitts sind. In dieser multipolaren Welt werden wir Probleme nicht lösen, indem wir voll auf Konflikt gehen. Was dabei herauskommt, haben wir in Vietnam gesehen, in Afghanistan, im Irak. Ich bin davon überzeugt, es ist an der Zeit, eine andere Konflikt-Grammatik zu entwickeln. Wir sehen doch jetzt, dass keine der beiden Seiten - weder Russland noch die Ukraine mit westlicher Unterstützung - den Krieg gewinnen kann. Es geht einfach immer weiter, wie damals im Ersten Weltkrieg. Und das ist absurd, das ist schrecklich.»    

Das Thema, das Yogeshwar am meisten beschäftigt, ist der Klimawandel. Er selbst ist acht Monate im Jahr autark, was Mobilität, Heizung und Strom betrifft. «Das ist für mich auch ein Experiment: Was ist machbar, was ist möglich? Die Idee dahinter ist, es immer weiter voranzutreiben. Ich will aber niemandem mit erhobenem Zeigefinger kommen. Jeder muss selbst entscheiden, was möglich ist.»

Yogeshwar und seine Frau haben vier Kinder und vier Enkel. Einer seiner Vorträge trägt den Titel «Emils Welt», so benannt nach seinem ältesten Enkelsohn. «Die Perspektive dahinter ist - erstens: Diese Generation wird das nächste Jahrhundert erleben. Und zweitens: Wir reden gern von der Zukunft - 'im Jahr Soundso sind wir CO₂-frei' - für diese Generation wird das die Gegenwart sein. Es ist das eine, als intellektuelles Spiel über die Zukunft nachzudenken, und etwas anderes, über Kinder und Enkelkinder emotional involviert zu sein. Das bringt eine besondere Wahrhaftigkeit und Dringlichkeit mit sich.» 

© dpa ⁄ Christoph Driessen, dpa
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