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Wie sich die Polizei auf die EM vorbereitet

Fußballfans sollen bei der EM so ausgelassen feiern wie sie wollen. Das Turnier haben aber auch Extremisten im Blick. Sie werben sogar im Internet. Die Polizei will vorbereitet sein und trainiert.
Übung einer Einsatzlage zur Fußball-Europameisterschaft
Die Polizei sichert bei einer praktische Übung einer Einsatzlage zur Fußball-Europameisterschaft einen Bereich mit verletzten Personen. © Tom Weller/dpa

Der Mann mit der Schirmmütze ist es. Er sitzt während der La-Ola-Welle in der Stadionreihe 9, Sitz 30. In wenigen Momenten wird er ein Messer ziehen und entfesselt auf seine Nachbarn einstechen, er wird sich seinen Weg durch die Reihe bahnen, weiter um sich stechend und erst neun Reihen später von den maskierten Spezialeinsatzkräften der Polizei gestellt werden. So zumindest könnte es im schlimmen Fall passieren während eines Spiels der Fußball-Europameisterschaft. Um schneller reagieren und sich besser absprechen zu können, trainieren Hunderte von Polizisten und Rettungskräften derzeit solche Einsatzlagen im Stuttgarter Stadion.

«Wir bereiten uns auf Lagen vor, von denen wir hoffen, dass sie nie passieren», sagt Innenminister Thomas Strobl (CDU) am Dienstag am Rande einer Übung im Stadion. An fünf Spieltagen ist Stuttgart Gastgeber der EM, die gefürchteten Fans aus Ungarn werden ebenso erwartet wie ein emotionales Match des Teams aus der Ukraine und rund 100.000 Anhänger aus Schottland. Hinzu kommen zahlreiche Public Viewing-Angebote, darunter die Großlage mit bis zu 30.000 Menschen auf dem Stuttgarter Schlossplatz.

Ein Rädchen ins andere

«Das ist auf der einen Seite ein schönes sportliches Ereignis, auf der anderen aber eine gigantische Herausforderung für unsere Polizei», sagte Strobl. «Im Ernstfall muss ein Rädchen in das andere greifen.» Deshalb werden an den insgesamt sechs Übungstagen rund 1200 Polizistinnen und Polizistinnen in wechselnder Besetzung bei einer simulierten Einsatzlage wie einem Messerangriff trainiert, auch Einsatzzüge der Polizei sind mit dabei, ebenso Rettungsdienste. «Wir bekommen selten die Gelegenheit, eine solche große Übung mit 200 Statisten im Stadion zu organisieren», sagt Anton Saile, der Polizeipräsident beim Polizeipräsidium Einsatz.

Während nach dem simulierten Messeranschlag in Reihe 30 mehrere schwarz gekleidete und maskierte Spezialeinsatzkräfte die Lage sichern, kümmern sich andere um die geschminkten und verkleideten Verletzten in den Stadionreihen, sie schleppen und tragen sie zu den Rettungsdecken im Vorraum des Stadionrunds, schätzen die Schwere der Wunden ein und teilen die Opfer entsprechend in Gruppen auf. «Unsere Kräfte sind ausgebildet in der Notfallversorgung. Der Rettungsdienst kommt erst dazu, wenn wir überzeugt sind, dass die Lage sicher genug ist.»

Das Szenario ist allerdings auch ein wenig unwirklich. Bei einem Anschlag würden Zehntausende Fans nur wenig abseits dieser Lage panikartig die Flucht ergreifen. «Natürlich kann nicht nachgestellt werden, wie es wirklich wäre», sagt der stellvertretende Stuttgarter Polizeipräsident Carsten Höfler. «Aber wir versuchen, dem so nahe wie möglich zu kommen.» Denn die Abläufe müssen passen, die Sprache verständlich sein und die Ansprechpartner bekannt, damit im Ernstfall keine Zeit verloren wird.

Cyberangriffe und Drohnen

Die Stadt und die Stuttgarter Polizei erstellen nach eigenen Angaben zudem Sicherheitskonzepte für die Fan-Zonen in der Innenstadt, das Public Viewing auf dem Schlossplatz und die fünf Spiele, die im Stadion ausgetragen werden. Im Zentrum stehen unter anderem die allgemeine Fußballgewalt und die Gefahr terroristischer Anschläge sowie mögliche Cyberangriffe. Die Polizei bereitet sich auch auf Proteste oder Demonstrationen am Rande der EM vor. Nach früheren Angaben sind auch Zutrittskontrollen im Stadion und in abgegrenzten Bereichen vorgesehen, die Polizeipräsenz in der Stadt wird ebenso verstärkt wie die Kameraüberwachung an Hotspots.

Während der EM gilt teilweise auch ein Flugverbot über der Stadt, der Luftraum soll mit Drohnen überwacht und geschützt werden. Von einem «weitreichenden Abwehrkonzept für bemannte und unbemannte Flugfahrzeuge» spricht die Polizei. Drohnen würden zu einer immer größeren Herausforderung, sagte Innenminister Strobl. Die Geräte würden günstiger und technisch perfekter. «Zur EM werden deshalb auch unsere Systeme zur Erkennung und Abwehr von Drohnen zum Einsatz kommen.» Stuttgart nimmt wie alle anderen EM-Standorte auch am Projekt «Escape Pro» teil. Mit einem KI-basierten Software-Programm werden dabei Personenströme von Großveranstaltungen simuliert und Fluchtwege berechnet. Das Projekt, das bereits seit Juni 2023 läuft, wird bei der EM erstmals auf die Probe gestellt.

Islamisten werben für Terroranschläge

Einen Monat vor dem Eröffnungsspiel schüren allerdings auch militante Islamisten Unruhe und werben nach Angaben des Landesverfassungsschutzes offen im Netz für Anschläge während des Turniers. «Wir haben es seit einiger Zeit mit einer zunehmenden abstrakten Gefahr zu tun», sagte die Präsidentin des Landesamtes für Verfassungsschutz Baden-Württemberg, Beate Bube. So wirbt der IS-Ableger Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) in einer der jüngeren Ausgaben seines Hochglanzmagazins gezielt für die vierwöchige Großveranstaltung (14.6.-14.7.) und weist auf die Stadien in Dortmund, Berlin und München hin.

«Die Werbung ist gut gemacht, sie kann gezielt junge und hochemotionalisierte Menschen ansprechen, die sich auch angesichts der aktuellen politischen Weltlage radikalisieren lassen und zu Tätern werden», sagte Bube am Rande der Einsatzübung im Stuttgarter Stadion. So könnten die Terroristen die Europameisterschaft auch als politische Bühne nutzen, um ihre Botschaften zu verbreiten.

© dpa ⁄ Martin Oversohl, dpa
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