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Sprengattacken auf Geldautomaten deutlich gesunken

Die Zahl der Sprengattacken auf Geldautomaten ist drastisch gesunken. Viele Banken verwenden inzwischen flächendeckend Farbpatronen. Von Erdbebenforschern winkt weitere Hilfe.
Herbert Reul
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul zeigt eingefärbte Banknoten. © Oliver Berg/dpa

Bei den Geldautomaten-Attacken zeichnet sich eine Trendwende ab: In diesem Jahr sind in Nordrhein-Westfalen erst sieben Geldautomaten gesprengt worden. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres seien es 35 Sprengungen gewesen, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Freitag in Düsseldorf. Das entspricht einem Rückgang um 80 Prozent.

Inzwischen rüsten viele Banken in NRW - wie die in den Niederlanden schon seit Jahren - ihre Geldautomaten in großem Stil mit Farbsätzen nach, die das Geld bei einer Sprengung einfärben und damit unbrauchbar machen. So seien inzwischen 75 Prozent der Geldautomaten der Sparkassen in NRW mit solchen Farbpatronen ausgestattet.

Mit Test-Sprengungen in Niedersachsen sei es gelungen, die Verantwortlichen von Banken und Versicherungen davon zu überzeugen, dass ein sehr preisgünstiges südafrikanisches Einfärbe-System genauso gute Resultate erzielt wie die teuren Systeme am Markt. Zwei große Bankengruppen rüsteten seither ihre Automaten nach.

Nun hoffe man, dass die übrigen Banken in Zugzwang geraten, denn Banken mit entsprechend gesicherten Automaten hätten sofort einen deutlichen Rückgang der Angriffe zu verzeichnen, hatten Ermittler bereits früher mitgeteilt. Die Ermittler waren lange davon ausgegangen, dass es einen Schwarzmarkt für eingefärbte Geldscheine gibt. Inzwischen sei man klüger: Ein solcher Schwarzmarkt existiere nicht, sagte Reul.

Inzwischen führe nur noch jede dritte Sprengung für die Täter zum Erfolg, sagte Christa Lübbers, Leiterin der Sonderkommission gegen die Sprengangriffe im NRW-Innenministerium. Vor einem Jahr seien die Gangster noch in zwei Dritteln aller Fälle mit Beute davon gekommen. Die Kosten-Nutzen-Bilanz drehe sich für sie allmählich in den negativen Bereich.

«Es geht in die richtige Richtung», sagte Reul. In knapp zwei Jahren sei es zudem gelungen, 47 Verdächtige in Nordrhein-Westfalen festzunehmen. In den Niederlanden, wo der Großteil der Täter verortet wird, seien dank guter Zusammenarbeit weitere 127 Verdächtige festgenommen worden. Die Ermittler gehen davon aus, dass rund 80 Prozent der Täter aus den Niederlanden kommen. Der Rest seien deutsche oder rumänische Trittbrettfahrer.

Zusätzlich zur Einfärbetechnik gebe es auch noch «Begrüßungstinte»: Mit Ihnen werden die Geldautomatensprenger bespritzt. Dies habe schon zu Festnahmen geführt, als die Täter mit viel grüner Farbe an Händen und Kleidung beim Grenzübertritt auffielen. «Da war schnell klar, die kamen nicht vom Malkurs», sagte Reul.

Weitere Hilfe im Kampf gegen die Geldautomatensprenger erhoffen sich die Ermittler von Erdbebenforschern. Man prüfe derzeit, Erdbeben-Seismografen im Kampf gegen die Täter zu nutzen, sagte Reul. Die Automatensprengungen würden schon lange von den Erdbebenwarten registriert. Im Idealfall könne binnen 90 Sekunden der Tatort auf 200 Meter genau als Epizentren errechnet werden. Auf diese Weise hoffe man, den Tätern etwa mit Polizeihubschraubern deutlich schneller auf die Fährte zu kommen, sagte Lübbers.

Fast 500 Hinweise aus der Bevölkerung seien auf dem Hinweisportal zu den Sprengungen eingegangen. Über 100 DNA-Spuren von Verdächtigen seien an den Tatorten gesichert worden, obwohl die Täter nur sehr wenige Spuren hinterlassen. Zudem sei es gelungen, mehrere Vermieter der hochmotorisierten Fluchtfahrzeuge dingfest zu machen.

Von den 1180 Geldautomaten-Sprengungen seit 2015 in NRW seien in gut 350 Fällen Verdächtige ermittelt worden. Das entspreche eine Aufklärungsquote von 30 Prozent. Allerdings habe auch die Gegenseite nachgerüstet: Mithilfe von Störsendern verwischen sie inzwischen ihre digitalen Spuren. Dadurch gelinge es nicht mehr, die Täter über ihre Mobiltelefone und deren Anwesenheit in den Mobilfunkzellen zu ermitteln.

Die Polizei zeigte Aufnahmen einer Sprengung aus einer Überwachungskamera: In 46 Sekunden dringen Täter in einen Vorraum ein, entfernen die Verkleidung eines Geldautomaten und jagen ihn mit Festsprengstoff in die Luft.

Die Banken hätten inzwischen 1000 besonders gefährdete Geldautomaten in Nordrhein-Westfalen abgebaut, sodass es noch 10.000 gebe.

Die Gangster greifen übrigens deutlich seltener auf hochmotorisierte Wagen der Marke Audi zurück, was ihnen den Beinamen «Audi-Bande» eingebracht hatte. «Der Audi RS ist unser Such-Schema, das wissen die Täter inzwischen auch», sagte Lübbers. Vor einer Woche seien sie in Köln mit einem VW Caddy unterwegs gewesen.

© dpa ⁄ Frank Christiansen, dpa
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