Beim Beseitigen von Altlasten kommt Niedersachsen nur mühsam voran. Die Zahl der sanierten und nicht mehr gefährlichen Standorte stieg zum Stichtag 31. Juli 2023 leicht auf nun 3034, wie aus Daten des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) hervorgeht. 2021 lag die Zahl demnach noch bei 3016, in 2018 bei 2853. Ein Beispiel aus Wittmund in Ostfriesland zeigt den Aufwand, der für die Beseitigung von Altlasten betrieben wird.
Laut den Daten des LBEG gab es in dem Bundesland zuletzt noch über 100.000 Altlast-Verdachtsflächen. Den Großteil machen sogenannte Altstandorte aus, also beispielsweise stillgelegte Industriebrachen, Rüstungsaltlasten oder ehemalige Fabriken, in denen mit gefährlichen Chemikalien gearbeitet wurde. Darüber hinaus gibt es auch viele sogenannte Altablagerungen, also ehemalige Müllsammelpunkte wie Deponien. Die meisten dieser Flächen müssen noch überprüft werden. Rund 4000 Standorte sind aktuell als noch nicht sanierte, aber bereits bestätigte Altlasten eingestuft.
Oft befinden sich an den altlastverdächtigen Orten auch giftige Stoffe im Boden. Welche Auswirkungen die Altlasten für die Bevölkerung haben, lässt sich allgemein nicht sagen. Sowohl die Gefährdung als auch die Dauer der Sanierungsarbeiten hängen immer vom Einzelfall ab, wie ein LBEG-Sprecher erklärte. Zuständig für die Beseitigung von Altlasten sind in Niedersachsen die unteren Bodenschutzbehörden.
Zu den gefährlichen Stoffen gehören beispielsweise auch die Ewigkeitschemikalien PFAS. Die finden sich etwa am Nato-Flugplatz im ostfriesischen Wittmund. Dort ist deshalb seit Anfang des Jahres eine sogenannte Bodenwaschanlage in Betrieb. Damit sollen in den kommenden Jahren rund 800.000 Tonnen Boden von PFAS gereinigt werden. Anschließend soll das Material wieder für Umbauarbeiten auf dem Flugplatz genutzt werden. «Mit Hilfe der Bodenwaschanlage werden Entsorgungskosten drastisch reduziert und einbaufähige Böden generiert», sagte eine Sprecherin des Landesamts für Bau und Liegenschaften.
Die Maschine filtert zunächst den Boden, so dass die Schadstoffe als Schlamm abgetrennt werden. Diesem wird anschließend das Wasser entzogen, das ebenfalls gefiltert und wiederverwendet wird. Zurück bleibe eine gepresste Masse, die zu großen Teilen ebenfalls wiederverwendet werden könne. Laut dem Landesamt für Liegenschaften, können etwa 95 Prozent des Ausgangsmaterials uneingeschränkt genutzt werden.
In ganz Niedersachsen wurde nach Untersuchungen an inzwischen 4430 Standorten eine Gefährdung ausgeräumt - 664 mehr als 2021. Auch sanierte oder als ungefährlich eingestufte Altlastflächen zählen weiter zu den rund 100.000 Verdachtsorten. Aktuelle Sanierungsarbeiten liefen zum Stichtag Ende Juli an 338 Standorten.
Altablagerungen - also ehemalige Müllsammelpunkte - finden sich verteilt im ganzen Bundesland. Bei den Altstandorten gibt es Unterschiede. In Südniedersachsen gibt es etwa nahezu keine Verdachtsflächen für Schlammgruben aus der Öl- und Gasförderung, dafür hat die Region viele Rüstungsaltlasten. Auch in der Lüneburger Heide sowie in Cuxhaven und Wilhelmshaven gibt es viele Rüstungsaltlasten.