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Wildbienen brauchen mehr als Insektenhotels

Mindestens die Hälfte der Wildbienenarten in Deutschland ist gefährdet, warnt eine Expertin. Es fehle an Futterpflanzen und Nistplätzen. Im Garten eines Pensionärs in Hessen ist beides reichlich vorhanden.
Löcherbiene
Eine Gemeine Löcherbiene (Heriades truncorum) schiebt sich rückwärts in ihr Nestloch an einer steinernen Nisthilfe. © Christian Lademann/dpa

Am sonnigen Hang im Garten von Pensionär Karsten Klenke summt und brummt es an diesem warmen Frühlingstag. Es sind zahlreiche Wildbienen unterwegs - darunter Pelzbienen, Sandbienen und Mauerbienen. Der ehemalige Polizist und Hobby-Biologe hat auf seinem Grundstück mit vielen verschiedenen Blühpflanzen ein Insektenparadies geschaffen. An der Hauswand hängen Nisthilfen aus Holz oder Lehm.

Diese Unterstützung ist für die Insekten enorm wichtig - denn: «In Deutschland sind mindestens die Hälfte der Wildbienenarten gefährdet und das wird momentan durch den Klimawandel nicht besser», sagt die Biologie-Professorin Alexandra-Maria Klein von der Universität Freiburg mit Blick auf den Weltbienentag am 20. Mai. Neben einem Mangel an Futterpflanzen und fehlenden Nistmöglichkeiten setzten den Tieren Pestizide und die teils extremen Wetterbedingungen zu. Pestizide sind Mittel gegen Beikräuter, Schadinsekten und Pilzkrankheiten an Nutzpflanzen.

Erdhummeln lassen sich gut beobachten

In Deutschland gibt es nach Angaben von Klein rund 570 Wildbienenarten. Wenn man in der Natur unterwegs ist und welche sehen möchte, dann hat man die besten Chancen bei Erdhummeln oder auch Steinhummeln mit ihrem markanten roten Po. Diese Hummeln leben in sogenannten Staaten zusammen, was eine Sichtung wahrscheinlicher macht. Die Mehrzahl der übrigen Wildbienen lebt alleine, wie etwa die recht verbreitete Rote Mauerbiene.

Da viele Wildbienenarten im Boden nisten, seien die weitverbreiteten Bienenhotels nur für weniger als zehn Prozent der Arten ein Angebot, sagt die Professorin für Naturschutz und Landschaftsökologie. «Bienenhäuschen können allerdings sehr hilfreich sein bei der Bildungsarbeit.» Bei aufklappbaren Modellen lasse sich gut zeigen, was die Bienen und die Larven machen.

Honigbiene bleibt bei schlechtem Wetter im Stock

Bei der Bestäubung füllen Wildbienen die Nischen aus, die von den Honigbienen nicht besetzt werden. «Die Honigbiene ist ja hochkomplex. Wenn morgens eine Arbeiterin aus dem Stock fliegt und merkt: 'Pfff, es ist zu kalt', dann sagt sie ihren Schwestern Bescheid: 'Geht bloß nicht raus heute.' Dann fliegen diese Bienen nicht.» Aber viele Wildbienen seien schon früh im Jahr und auch bei ungünstigen Wetterbedingungen unterwegs. «Die können es sich gar nicht leisten, in ihrem Haus zu bleiben. Sie leben ja alleine.»

Damit Wildbienen überleben können, seien vielfältige Lebensräume wichtig, bekräftigt die Professorin. «Jeder, der einen Garten oder einen Balkon hat, kann eine Blühwiese für Bienen und andere Insekten wachsen lassen.»

Der Biologe Johann-Christoph Kornmilch hat in einem bundesweiten Pilotprojekt erforscht, was Wildbienen hilft. Demnach seien in der Landwirtschaft solche Blühstreifen sinnvoll, die mit ihren Pflanzenarten an heimische Bienen angepasst sind. Auch große, extra angelegte Nisthügel hätten sich bewährt.

«Ich wünschte mir ein bundesweites Sicherungsnetz für Bienen», sagt der Experte. Daran könnten sich etwa Gemeinden oder Landwirte beteiligen und für bienenfreundliche Strukturen sorgen, über die sich die Tiere auch verbreiten können. In den Städten helfe schon, wenn beim Mähen die Blühzeit abgewartet werde, sagt Kornmilch.

«Wildbienen sind einfach unglaublich schön»

Da die verschiedenen Wildbienenarten das ganz Jahr unterwegs sind, sei es wichtig, dass immer etwas blüht, betont Hobby-Forscher Klenke. «Ich fördere die Mannigfaltigkeit», sagt der 77-Jährige, der in seinem Garten rund 38 Arten gezählt hat. Reger Flugbetrieb herrscht an steinernen Trögen, in denen Wildbienen an zahlreichen Erdlöchern ein- und ausfliegen. Auch Klenke sieht den Verlust von Lebensraum als größte Gefahr für Wildbienen. Durch reine Graswirtschaft auf vielen Feldern fehlten immer mehr Futterpflanzen, die Nektar und Pollen anbieten.

Klenke eignete sich im Laufe der Jahre Fachwissen an, nachdem er sich schon in jungen Jahren für Bienen und Hummeln interessiert hatte. Auch Professorin Klein ist von ihren Forschungsobjekten fasziniert. Jeden Tag beobachte man etwas Neues, es gebe wahnsinnig viel zu entdecken, sagt sie. «Und wenn man sie sich etwas größer anschaut oder sie fotografiert, merkt man: Wildbienen sind einfach unglaublich schön.»

© dpa ⁄ Andrea Löbbecke (Text) und Christian Lademann (Foto), dpa
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