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Studie: Chance auf Gymnasium hängt stark vom Elternhaus ab

In Deutschland hängt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind es aufs Gymnasium schafft, laut einer Studie sehr vom Bildungsniveau und dem Einkommen der Eltern ab - aber nirgendwo so sehr wie in Bayern.
Ein Rucksack hängt im Klassenzimmer am Tisch eines Grundschülers
Ein Rucksack hängt im Klassenzimmer am Tisch eines Grundschülers. © Sven Hoppe/dpa/Symbolbild

Nirgendwo hängt die Chance auf den Besuch des Gymnasiums so sehr vom Elternhaus ab wie in Bayern. Zu dem Ergebnis kommt eine am Montag veröffentlichte Studie des Ifo-Instituts.

Die Studie vergleicht die Wahrscheinlichkeit eines Gymnasialbesuchs für Kinder aus Familien, in denen die Eltern kein Abitur haben und das Haushaltseinkommen nicht im oberen Viertel liegt mit der für Kinder aus Familien, in denen mindestens ein Elternteil Abitur hat oder das Haushaltseinkommen im oberen Viertel angesiedelt ist.

Bundesweit ist es weniger als halb so wahrscheinlich (44,6 Prozent), dass Kinder aus eher benachteiligten Verhältnissen ein Gymnasium besuchen wie Kinder aus eher günstigen Verhältnissen. In Bayern liegt der Wert mit 38,1 Prozent noch deutlich darunter, der Freistaat ist nach Ifo-Angaben in der Berechnung Schlusslicht. Zum Vergleich: In Berlin liegt der Wert bei 53,8 Prozent, in Brandenburg bei 52,8. Chancengleichheit wäre bei 100 Prozent erreicht.

Von einem «Totalversagen der Söder-Regierung in Sachen Chancengerechtigkeit» sprach die Grünen-Fraktionsvorsitzende im bayerischen Landtag, Katharina Schulze. Nach wie vor bestimmten «der Abschluss und der Geldbeutel der Eltern über den Bildungserfolg der Kinder». Die Landtags-SPD forderte sofortige Maßnahmen und vor allem mehr Geld für die Schulen im Freistaat - und ein kostenloses digitales Endgerät für die Schüler der weiterführenden Klassen. «An vielen Schulen gibt es Tablet-Klassen, für die sich die Kinder entscheiden können. Aber die sehr teuren Tablets müssen die Eltern zahlen. Da ist doch klar, dass hier separiert wird - zum Nachteil der ärmeren Schülerinnen und Schüler», sagte SPD-Bildungssprecherin Nicole Bäumler.

Auch von Lehrern kam Kritik: «Bayern landet im Bundesländerranking auf dem letzten Platz, was die Bildungschancen betrifft», teilte der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) mit. «Kinder mit ökonomisch niedrigerem familiären Hintergrund besuchen deutlich seltener ein Gymnasium als Kinder, die familiär besser aufgestellt sind. Im Bildungsland Bayern, wo jeder dritte Euro in die Bildung investiert wird, darf bei diesen Ergebnissen nicht einfach weggeschaut werden.»

Bayerns Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) kritisierte die Herangehensweise der Studie. «Die einseitige Betrachtungsweise der ifo-Studie, «Chancengerechtigkeit» einzig und allein an den Besuchsquoten des Gymnasiums festzumachen, ist mehr als fragwürdig und gesellschaftspolitisch geradezu fatal. Bildungsgerechtigkeit bedeutet für mich, dass alle Schülerinnen und Schüler bestmöglich nach individuellen Begabungen gefördert werden», sagte sie am Montag in München. «Die Studie setzt alle weiteren Schularten, Bildungs- und Berufswege massiv herab. Das ärgert mich sehr.»

Die Studie berücksichtige auch nicht die Erfolgsaussichten des gymnasialen Schulbesuchs. «Die Wahl der falschen Schulart führt schnell zu Frustration und Überforderung.» Bayern habe beispielsweise insgesamt die wenigstens Schulabbrecher.

Bayerns Wirtschaftsminister und Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger bezeichnete die Studie als «Futter für linke Gleichmacher». «Berlin angeblich am besten bei #Chancengleichheit der Schüler, unabhängig von der Herkunft aufs Gymnasium zu gehen, Bayern am schlechtesten. SKANDALLL!», schrieb er auf X, früher Twitter. «Dass in Bayern viele gute Schüler auf der Realschule sind und andere Länder diese Schulform gar nicht (mehr) haben, interessiert wohl kaum jemand. Und dass gescheiterte Gymnasiasten oft schlechter dastehen als solide Hauptschulabsolventen die anschließend eine Lehre machen, sollte man auch bedenken. «#Bildungsgerechtigkeit ist nicht dort am besten, wo die meisten gleich schlecht dastehen.»

«Mit einer guten Portion Überheblichkeit schauen bayerische Regierungsverantwortliche und Bildungspolitikerinnen und -politiker auf das Bildungswesen der anderen Bundesländer», hieß es in einer Mitteilung des BLLV. Tatsächliche Probleme würden kleingeredet. Die Ifo-Studie mache deutlich, «dass wir nicht weiter über die eigentlichen Probleme hinwegsehen können. Es gibt Grund zur Sorge - ganz besonders in Bayern».

Die Studie besage auch, dass «Schulsysteme, in denen die Schulkinder erst später auf weiterführende Schularten aufgeteilt werden, systematisch eine höhere Chancengleichheit aufweisen», zitiert der BLLV. «Sachliche und faktenbasierte Politik zu betreiben würde bedeuten, die Studienergebnisse ernst zu nehmen.» Der Übertritt auf die weiterführenden Schulen sorge bei vielen Kindern in Bayern für immensen Druck.

Deutschlandweit besuchen nach Ifo-Angaben 26,7 Prozent der Kinder aus eher benachteiligten Verhältnissen ein Gymnasium, aus eher günstigen Verhältnissen sind es 59,8 Prozent. Die Unterschiede seien bildungspolitisch und wirtschaftlich bedeutsam. Tatsächlich verdienten Menschen mit Abitur im Durchschnitt monatlich netto 42 Prozent mehr als Menschen ohne Abitur.

© dpa
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