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Rot-Grün will strengere Regeln für Videospiele

In vielen Spielen können Gamer nur dann richtig erfolgreich sein, wenn sie bestimmte Inhalte für Geld dazukaufen. SPD und Grüne sehen ähnliche Gefahren wie beim Glücksspiel, gerade für Jugendliche.
Landtag Niedersachsen
Eine TV-Kamera filmt die Sitzung im niedersächsischen Landtag. © Julian Stratenschulte/dpa

Es geht um Spiele-Hits wie «Counter-Strike», die Fußballsimulation «EA Sports FC» oder das Handyspiel «Castle Clash»: Niedersachsens Regierungsfraktionen SPD und Grüne wollen strengere Vorgaben für Videospiele mit glücksspielähnlichen Inhalten. Zur Debatte steht unter anderem eine Freigabe dieser Spiele erst ab 18 Jahren. Einen entsprechenden Antrag stellte der jüngste Abgeordnete des Landtags, Pascal Leddin von den Grünen, am Donnerstag vor.

Welche Gefahren sieht die Politik?

Konkret geht es um sogenannte Lootboxen, für die Spielerinnen und Spieler bezahlen müssen - meist über den Umweg virtueller Währungen, wie die Gems in «Castle Clash». Im Gegenzug erhalten sie kosmetische Veränderungen im Spiel, etwa sogenannte Skins in «Counter-Strike», oder auch virtuelle Gegenstände, die notwendig sind, um im Spiel überhaupt Fortschritte machen zu können. Im «Fifa»-Nachfolger «EA Sports FC» zum Beispiel sind es Top-Fußballer wie Kylian Mbappé, die die Spieler in bestimmten Modi erst dazukaufen müssen, um oben mitspielen zu können. In «Clash of Clans» und anderen Spielen lassen sich auch vom Spiel auferlegte Wartezeiten gegen Geld verkürzen.

Diese Mechanismen gebe es mittlerweile in fast jedem Spiel, sagte Leddin. Welche Kosten für die Lootboxen anfallen, sei aber häufig intransparent, und die Chance, die besten Inhalte zu bekommen, sehr gering, kritisierte er: «Das, was wir hier in vielen Spielen erleben, ist nichts anderes als Online-Casino.» Die Spiele köderten die Käufer mit dem Versprechen seltener Belohnungen. «Doch was sie tatsächlich liefern, ist eine unkontrollierbare Spirale von Enttäuschung und finanzieller Belastung.»

Auch auf den Erfolg im Spiel nehmen die Lootboxen entscheidenden Einfluss, denn mit Geld lassen sich viele Verbesserungen einfach dazukaufen. «Wenn man es selber nicht besser kann, glüht halt die Kreditkarte», erklärte Leddin. Für ihn sei das wie Doping im Sport. «Pay-to-win» nennt sich dieses Prinzip - bezahlen, um zu gewinnen. Für die Spieleentwickler machen diese Angebote einen Großteil ihrer Einnahmen aus.

Was wollen SPD und Grüne erreichen?

Leddin zufolge können die Mechanismen der Videospiele einen ähnlichen Suchtfaktor wie das klassische Glücksspiel auslösen - und gerade Jugendliche seien dafür anfällig. Das Ziel des Antrags sei es daher, dass die Spieleentwickler ihre Lootboxen entfernen. Anderenfalls müsse die Altersgrenze für die Spiele angehoben werden. «Wenn Lootboxen weiterhin erlaubt sind, dürfen sie aus unserer Sicht nicht an unter 18-Jährige verkauft werden», sagte Leddin.

Der Grünen-Politiker geht davon aus, dass die Entwickler lieber ihre Lootboxen entfernen, als eine Freigabe erst ab 18 zu riskieren. Ein Beispiel dafür sei das Game «Fortnite», das nach einem Verbot in Belgien nahezu alle Lootboxen aus dem Spiel genommen habe.

Das Innenministerium, das für Glücksspiel zuständig ist, und das Verbraucherschutzministerium sollen mit dem Antrag aufgefordert werden, Möglichkeiten der Regulierung auszuloten. Einen niedersächsischen Alleingang wird es aber eher nicht geben. «Ich denke, dass es am Ende eine bundesweite Lösung sein muss», sagte Leddin.

Aus der Gaming-Szene rechnet er dabei nicht mit Gegenwind. Im Gegenteil würde es vielen Spielern gefallen, wenn sie kein Geld mehr für Lootboxen einsetzen müssten, um Erfolg zu haben, vermutete der Abgeordnete. Denn ohne die Lootboxen sei das spielerische Können wichtiger als das eingesetzte Geld.

Wie reagieren die Landesregierung und die Opposition?

Verbraucherschutzministerin Miriam Staudte (Grüne) kündigte an, die Landesregierung werde den Antrag konstruktiv begleiten. Dazu wolle man den Schulterschluss mit anderen Bundesländern suchen, aber auch selbst aktiv werden, etwa in Form von mehr Aufklärung über die Verbraucherzentrale. Nicht der Geldbeutel dürfe über den Erfolg in Spielen entscheiden, sagte Staudte: «Das hat wirklich mit Fair Play nichts mehr zu tun.»

Auch die CDU-Abgeordnete Katharina Jensen unterstützte das Ansinnen. Das Land solle sich unter anderem für eine Registrierung vor den Käufen sowie ein monatliches Einzahlungslimit einsetzen, sagte sie. «Kinder unter zehn Jahren sollten überhaupt keine Lootboxen zur Verfügung gestellt bekommen.» Das Spielen solle Spaß machen, daher liege es an den Erwachsenen, dafür zu sorgen, «dass unsere jungen Menschen nicht in die Kostenfalle geraten». Die Gaming-Branche müsse aber in die Überlegungen einbezogen werden.

Vanessa Behrendt von der AfD sagte, wenn eine Mutter ihr Kind in einem Casino abgäbe, wäre das ein eklatanter Verstoß gegen den Kinderschutz. Im Digitalen passiere das jedoch vielen Kindern. «Statt im Casino sitzen die Kinder am Smartphone, und statt an Automaten verzocken sie ihr Geld in Apps an sogenannten Lootboxen», sagte Behrendt. Da Lootboxen aber kein neues Phänomen seien, fehle ihr der Glaube, dass die übrigen Fraktionen wirklich etwas verändern wollten.

© dpa ⁄ Christopher Weckwerth, dpa
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