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Schutz statt Hetze: Sport will gegen Hass im Netz vorgehen

Sportlerinnen und Sportler sind immer wieder Opfer von Internetkriminalität. Teilweise erhalten sie sogar Morddrohungen. Für den deutschen Sport ist eine Grenze längst überschritten.
Hass und Hetze im Internet
Auf dem Bildschirm eines Smartphones sieht man die Hashtags Hass und Hetze in einem Twitter-Post. © Fabian Sommer/dpa

Wenn sie Erfolg haben, sind Sportlerinnen und Sportler meist die gefeierten Helden. Wenn nicht, geraten sie im Internet schnell mal ins Visier und werden beleidigt, belästigt und bedroht. Beispiele für Opfer aus dem deutschen Sport gibt es genügend: Ob Fußballstars wie Jonathan Tah, Wintersportler wie Biathletin Vanessa Voigt oder Sommersportler wie die Moderne Fünfkämpferin Annika Zillekens, die früher unter dem Nachnamen Schleu startete - sie alle mussten in der Vergangenheit Beleidigungen oder sogar Morddrohungen über sich ergehen lassen.

Diesen Hass im Netz - die sogenannte Hate Speech - hat der deutsche Sport nun satt. Er will in Zukunft und vor allem auch mit Blick auf die anstehende Fußball-EM und die Olympischen Spiele im Sommer rigoros gegen die Internetkriminalität vorgehen. Das machten der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in Frankfurt am Main deutlich. «Wir werden unsere Sportlerinnen und Sportler schützen, nicht nur, aber gerade während der Sportgroßveranstaltungen, bei denen sie besonders im Fokus stehen», sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert. 

Künstliche Intelligenz soll helfen

Um Hasskommentare festzustellen, soll die Künstliche Intelligenz (KI) bei Olympia in Paris eine wichtige Rolle spielen. Mit Hilfe von KI sollen Angriffe gegen Social-Media-Kanäle der Athletinnen und Athleten bereits vor Veröffentlichung herausgefiltert werden und die Möglichkeit bieten, schwere Verstöße zu melden und gezielt Anzeige zu erstatten.

Man werde den Athletinnen und Athleten Schutz und Hilfe für ihre Social-Media-Kanäle anbieten, erklärte Weikert. «Wir akzeptieren keine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, rassistischen Beleidigungen oder gar Bedrohungen. Aber wir wollen auch keine aus anderen Gründen – weil der erhoffte Erfolg nicht eintritt, weil die letzte Läuferin in der Biathlon-Staffel zwei Strafrunden kassiert, weil der entscheidende Siebenmeter verworfen wird, weil ein Pferd scheut.»

Ein ähnliches Konzept wie der DOSB verfolgt auch das IOC für Paris. Man wolle mit einem auf Künstlicher Intelligenz gestützten System die Athletinnen und Athleten sowie die Offiziellen bei den Olympischen Spielen vor Diskriminierungen in den sozialen Medien schützen, hieß es. Das System soll demnach Tausende Konten auf allen wichtigen Social-Media-Plattformen in Echtzeit überwachen und somit für 15 000 Sportlerinnen und Sportler und mehr als 2000 Offizielle zur Verfügung stehen.

DFB, DOSB und die Deutsche Fußball Liga (DFL) kündigten an, eng mit den Strafverfolgungsbehörden zu kooperieren und konsequent Strafanzeigen zu erstatten, wenn gewalttätige, rassistische oder diskriminierende Sprache verwendet wird.  Man arbeitet nach eigenen Angaben mit der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main zusammen, die den Kontakt zu den Partnerdienststellen in den Bundesländern hält.

Forderung an die Politik

Um Hass im Internet besser nachgehen zu können, fordern die Verbände die Politik auf, die Strafverfolgung zu erleichtern. Bislang können laut DFB, DOSB und DFL beispielsweise Beleidigungen und Verleumdungen nur verfolgt werden, wenn die Sportlerin oder der Sportler für jedes Posting einen schriftlichen Strafantrag stellt. 

Aus Sicht der Verbände muss die Strafverfolgung auch ohne ausdrücklichen Strafantrag ermöglicht werden. Für Politikerinnen und Politiker ist das schon möglich. Man wolle den Druck auf die Politik erhöhen, damit dies auch im Sport gelte, sagte Weikert. Benjamin Krause von der ZIT unterstützt diesen Vorschlag. «Aus meiner Sicht ist das vor allen Dingen ein sinnvoller Vorschlag, weil es uns die Strafverfolgung sehr erleichtern würde.»

Einer der Auslöser, stärker gegen Hass im Netz vorzugehen, waren drei internationale Fußballturniere im vergangenen Jahr, an denen Juniorennationalmannschaften des DFB teilnahmen. Zum EM-Auftakt der U21 gegen Israel (1:1) sei dieser Zustand «eskaliert», nachdem zwei Elfmeter verschossen wurden, sagte DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann. «Da gab es dann gegen die beiden Elfmeterschützen wirklich eine unfassbare Menge widerlichster Nachrichten, Meldungen auf unseren Seiten.»

Social Media habe sehr viele Vorteile, sagte Fußball-Nationalspieler Jonathan Tah in einer Videobotschaft. «Weil es einfach so ist, dass Menschen ihren Idolen, Vorbildern nahe sein können.» Aufgrund der Anonymität könne aber auch sehr viel «Negativität» verbreitet werden, sagte er. Auch der 28-Jährige habe schon Hasskommentare nach Spielen erhalten. «Das hat sich nicht gut angefühlt.» Umso wichtiger sei es, über dieses Thema zu sprechen.

Kooperation zeigt Erfolge bei Ermittlungen

Eine schon etwas länger andauernde Kooperation des DFB mit der ZIT zeigt, dass das Vorgehen gegen Hass im Netz trotz der Anonymität kein aussichtsloser Kampf ist. Im Rahmen der Kooperation seien bislang 45 Ermittlungsverfahren wegen Hate Speech im Netz eingeleitet worden, teilte Krause mit. Dabei seien 15 Tatverdächtige «zweifelsfrei identifiziert» worden.

Seit etwa fünf Jahren versuchen Krause und sein Team, Hate Speech auf den sozialen Plattformen zu identifizieren. «Man muss sagen, am Anfang war unsere Identifizierungsquote unter 30 Prozent. Mittlerweile ist unsere Identifizierungsquote bei einzelnen Plattformen bis zu 80 Prozent und höher.» Durchschnittlich liege die Identifizierungsquote bei etwas mehr als 50 Prozent. Man sei damit aber noch nicht zufrieden, betonte Krause. Er machte deutlich, dass die Identifizierungsquote auch von der Plattform abhängig sei. «Man kann auf der einen Plattform besser ermitteln als auf der anderen.»

Wie gut oder wie schlecht sich die Plattform Tiktok eignet, darauf gingen die Beteiligten nicht konkret ein. Mit Tiktok, das vom chinesischen Unternehmen ByteDance betrieben wird, sind sowohl der DFB als auch der DOSB zuletzt eine Partnerschaft eingegangen. Einen Konflikt gibt es aus Sicht der beiden Verbände damit aber nicht. «Wenn du eine Partnerschaft hast, kommst du vielleicht auch besser an die Entscheidungsträger ran und kannst auch eher für Veränderungen sorgen», sagte Zimmermann. Außerdem gehe es darum, auch positive Gedanken auf diesen Plattformen zu streuen.

© dpa ⁄ Christian Johner, dpa
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