Am Gedenktag für die Opfer des Holocaust haben in Hessen wieder Tausende gegen den Rechtsextremismus demonstriert. Alleine in der Universitätsstadt Marburg waren es am Samstag bei winterlichem Sonnenschein laut Polizei mehr als 12.000. Oberbürgermeister Thomas Spies (SPD) sagte laut Mitteilung: «Rechtsextremismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen. Für Rechtsextremismus ist kein Platz in unserer friedlichen und bunten Stadt.»
Bürger aus rund 140 Staaten leben hier laut Spies, mit oder ohne deutschen Pass. «Viele von uns sollen deportiert werden, wenn es nach denen geht», die sich kürzlich in einer Potsdamer Villa getroffen hätten, «um genau so etwas offen zu planen», sagte das Stadtoberhaupt. «Aber nicht mit uns!» Dagegen stünden Marburgs Bürger zusammen.
Auch in Gelnhausen im Main-Kinzig-Kreis demonstrierten nach Angaben der Polizei rund 2500 Büger bei Sonnenschein und ohne größere Zwischenfälle gegen Rechtsextremismus. In Hofheim am Taunus kamen laut Polizei rund 2000 Menschen zu einer Kundgebung des Bündnisses «Main-Taunus - Deine Stimme gegen Rechts». Das Bündnis erklärte: «Die Dynamik des Protests gegen den Rechtsruck ist unglaublich und macht uns Mut in diesen düsteren Zeiten.» Laut Polizei versammelten sich zudem in Butzbach in der Wetterau rund 2000 und in Idstein im Rheingau-Taunus-Kreis circa 1500 Demonstranten mit dem gleichen Anliegen.
Am vorherigen Wochenende waren in Hessen fast 70.000 Menschen auf die Straßen gegangen, um sich für die Demokratie und gegen rechts starkzumachen. Deutschlandweit waren es damals mehr als 900.000 Menschen gewesen.
Ausgelöst worden waren die Proteste durch Berichte des Medienhauses Correctiv über ein bis dahin unbekanntes Treffen radikaler Rechter, an dem AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen hatten. Der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, hatte dort nach eigenen Angaben über «Remigration» gesprochen. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang.