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Forscher suchen Zeitzeugen für Studie zu Medikamenten-Tests

In der Kinderheilstätte Aprath wurden jahrzehntelang Kinder wegen Tuberkulose behandelt. Sie erlebten Gewalt und Demütigungen - und wurden für Medikamententests missbraucht.
Ehemalige Verschickungskinder besuchen Klinik Aprath
Das Hauptgebäude auf dem Gelände der ehemaligen Klinik Aprath. © Oliver Berg/dpa

Für eine Studie des Landes Nordrhein-Westfalen zum missbräuchlichen Einsatz von Medikamenten an Verschickungs- und Heimkindern in Kliniken suchen Wissenschaftler Zeitzeugen. Schon erste Ergebnisse von Forschungen zur ehemaligen Kinder-Lungenheilstätte Aprath bei Wülfrath nahe Wuppertal zeigten, dass allein dort in den 50er und 60er Jahren «umfangreich Medikamente an tuberkulosekranken Kindern getestet» worden seien, sagte die Pharmazie-Historikerin Sylvia Wagner am Montag in Wülfrath.

Erste Hinweise auf Medikamententests in Aprath habe es schon 1947 gegeben. Später seien Testreihen mit unterschiedlichen Substanzen sowie auch Mitteln gegen Wurmbefall an Hunderten Kindern vorgenommen worden. In keinem Fall sei die Frage der Einwilligung durch die Eltern thematisiert worden, sagte Wagner. «Die Versuche waren auch in ethischer Hinsicht äußerst fragwürdig.» Die Aufarbeitung sei noch «mitten im Prozess». Ende des Jahres solle die Studie abgeschlossen werden.

Die Lungenheilstätte Aprath war 1910 gegründet und bis in die 80er Jahre als Kinderklinik genutzt worden. Anfang der 80er Jahre wurde die Klinik schrittweise in eine Altenpflegeeinrichtung umgewandelt. In den 2000er Jahren wurde das Insolvenzverfahren eröffnet.

Nach Recherchen Wagners wurde in Aprath 1956 - ein Jahr vor Markteinführung - auch das Schlafmittel Contergan beziehungsweise dessen Wirkstoff Thalidomid an keuchhustenkranken Kindern getestet.

Wagner recherchiert seit mehreren Jahren zum Einsatz sedierender Medikamente und zu Arzneimittelprüfungen in Kindererholungsheimen und -heilstätten. Zusammen mit ehemaligen Betroffenen besuchte sie am Montag die Klinikruine Aprath. In der Bundesrepublik wurden vor allem von den 1950er bis in die 1980er Jahre und darüber hinaus Klein- und Schulkinder sowie Jugendliche in Kindererholungsheime und Heilstätten verschickt. Für die gesamte damalige Bundesrepublik wird die Zahl der in Kuren verschickten Kinder auf mindestens sechs bis acht Millionen geschätzt.

© dpa
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