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Glasindustrie: Hürden auf dem Weg zur Klimaneutralität

Die Glasindustrie braucht immens viel Energie. Nun soll die Branche klimaneutral werden - doch das ist nicht so einfach. Der Energieminister macht auch die Opposition verantwortlich.
Wiegand-Glas
Glasflaschen werden in der Wiegand-Glashüttenwerke GmbH produziert. © Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dpa

Für die energieintensive Glasindustrie ist der Weg zur Klimaneutralität aus Sicht eines Branchenschwergewichts steinig. Es müsse noch viel geforscht und entwickelt werden, die Kosten für die Umstellung seien immens und die Stromversorgung nicht sichergestellt, sagte der Geschäftsführer von Wiegand-Glas, Oliver Wiegand, der Deutschen Presse-Agentur. Der Zeitplan einer Klimaneutralität bis 2040 oder 2035 sei «sehr ambitioniert». Wiegand im bayrisch-thüringischen Grenzgebiet steht nach eigenen Angaben für etwa ein Viertel der bundesweiten Produktion an Glasbehältern.

Thüringens Energieminister Bernhard Stengele (Grüne) sagte anlässlich eines Besuchs des Wiegand-Werks in Schleusingen am Mittwoch: «Bei Wiegand zeigen sich die anstehenden Herausforderungen besonders gut.» Die Glasindustrie sei für den Umbau der Wirtschaft wegen ihrer bisherigen CO2-Intensität besonders wichtig. Das Unternehmen brauche Planungssicherheit und eine stetige und bezahlbare Versorgung mit grünem Strom. Die Glas- und Keramikindustrie in Thüringen war laut Statistischem Landesamt 2022 mit einem Anteil von rund 24 Prozent am Gesamtverbrauch die Branche mit dem höchsten Energiebedarf.

Umstellung braucht viel Vorlauf

Unternehmer Wiegand betonte mit Blick auf die Umstellungen: «Wir haben ein hohes technisches Risiko». Die nötigen Anlagen gebe es noch gar nicht. Und die bestehende Produktion lasse sich auch nicht einfach auf elektrisch betriebene Schmelzwannen umrüsten. «Wir planen sogar, auf die grüne Wiese zu bauen, weil die Anlagen, die da entwickelt werden, in die heutigen Werkshallen gar nicht reinpassen.»

Die Stromversorger brauchten zudem fünf bis zehn Jahre Vorlauf, bis der nötige Strom anliege. «Alles, was wir in der Zeit investieren wird also noch auf fossiler Basis sein, weil der Storm nicht verfügbar ist.» In eine Schmelzwanne investiere das Unternehmen aber bis zu 100 Millionen Euro. «Die muss also auch etwa zwölf Jahre laufen, bis sie sich amortisiert.»

Außerdem sei unklar, ob genügend Strom da sei, so Wiegand. «Wenn wir die Schmelzwannen rein elektrisch beheizen und das Glas flüssig ist, dann haben wir ein Problem, wenn der Strom für eine Stunde oder länger ausfällt. Dann sind die Schmelzwannen zerstört.»

Minister: Neue Hürden für Windräder im Wald erschweren Fortschritt

Stengele betonte, die Thüringer Landesenergieagentur sei seit Ende 2022 in stetigem Austausch, um einen möglichst raschen Einsatz von nah verfügbarer Windenergie auf den Flächen von Thüringen Forst zu ermöglichen. «Das geänderte Waldgesetz für Thüringen durchkreuzt diese Bemühungen der Landesregierung und der Wirtschaft», sagte er. Die kürzlich von CDU, AfD, FDP und Fraktionslosen beschlossene Änderung des Waldgesetzes zielt darauf ab, das Bauen von Windrädern in Thüringer Wäldern stark zu erschweren.

Hohe Investitionen, hohe Stromkosten

Auf Wiegand kommt laut dem Geschäftsführer auch ein Investitionsbedarf von mehreren Milliarden Euro zu - und das mit etwa 750 Millionen Euro Umsatz im laufenden Geschäftsjahr. «Bis jetzt ist uns noch kein Förderprogramm in Deutschland über den Weg gelaufen, das nur annähernd den Finanzbedarf abdeckt.» Außerdem fielen im neuen Bundeshaushalt viele Förderungen weg.

Strom müsse zudem günstig sein, um weiter wettbewerbsfähig zu bleiben, sagte Wiegand. «Die ganzen Massenabfüller und Discounter akzeptieren keine Preiserhöhungen.» Die Basis des Unternehmens werde immer Deutschland sein. «Aber wir haben uns noch nie so viele Gedanken über Investitionen außerhalb der EU gemacht, wie in der vergangenen Zeit.»

Energieminister Stengele erklärte, die Glasindustrie sei wichtig für die regionale Wertschöpfung und die Arbeitsplätze vor Ort. «Neue strombasierte Lösungen und perspektivisch auch Wasserstoffeinsatz können dabei helfen dabei, international wettbewerbsfähig zu bleiben.» Neben Stengele nahm auch Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) an dem Werksbesuch am Mittwoch teil.

© dpa
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