Zum Abschluss seines dreitägigen Besuchs im ostwestfälischen Espelkamp hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Tatkraft der noch jungen und auf vielfache Weise von Zuwanderung geprägten Stadt hervorgehoben. «Die Haltung in dieser Stadt ist das Entscheidende: Man schaut nach vorn und da, wo sich Herausforderungen zeigen, packt man an und krempelt die Ärmel auf», lobte der Bundespräsident am Donnerstag kurz vor seiner Abreise.
Bei der sogenannten «Ortszeit» verlegt das Staatsoberhaupt seine Amtsgeschäfte für drei Tage lang vom Schloss Bellevue in eine Region, die sonst weniger im Scheinwerferlicht steht, um herauszufinden, was die Menschen umtreibt. Für seine erste NRW-Station im Rahmen dieser Reihe fiel die Wahl auf die erst vor 75 Jahren gegründete Stadt Espelkamp im Kreis Minden-Lübbecke.
Damals hatten in den Gebäuden einer Munitionsfabrik der Wehrmacht viele Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten Heimat gefunden - Keimzelle der heutigen Stadt. Später kamen zahlreiche sogenannte Gastarbeiter, gefolgt von Spätaussiedlern in den 1980er-Jahren. Zuletzt nahm Espelkamp viele Menschen aus Kriegs- und Bürgerkriegsregionen auf. Mehr als 50 Prozent der 27.000 Einwohner haben einen Migrationshintergrund.
Bei seiner zehnten Reise im Rahmen des Formats «Ortszeit Deutschland» hat Steinmeier seit Dienstag den Austausch mit Bürgern, Unternehmern, Jugendlichen und politisch Verantwortlichen gesucht. Er ließ sich von Jugendlichen die Stadt zeigen, kam mit Menschen bei einem Gang über den Wochenmarkt ins Gespräch, besuchte eine Schule, eine Gemeinde und feierte mit Muslimen das Fastenbrechen.
Zum Abschluss zeichnete Steinmeier am Donnerstag in der Wasserburg Schloss Benkhausen vier Männer und vier Frauen aus Nordrhein-Westfalen mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus. Sie alle - darunter etwa ein ehrenamtlicher Stadtführer oder eine Aktive in der Hospizarbeit - hätten sich seit Langem in herausragender Weise um das Gemeinwohl verdient gemacht, hieß es.