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Elbsandsteingebirge - Caspar David Friedrich auf der Spur

Caspar David Friedrich ist der bedeutendste Künstler der deutschen Romantik, viele seiner Gemälde zählen zu deren Ikonen. Darin komponierte er Motive, die er im Elbsandsteingebirge fand und zeichnete.
Nebel in Sachsen
Wegweiser

«Felsige Kuppe» benannte Caspar David Friedrich, der Meister der deutschen Romantik, seine zarte Bleistiftzeichnung vom 3. Juni 1813. An deren Rand vermerkte er: «So hoch über die höchste Spitze des Steins ist der Horizont.»

Er hat das Motiv auf einer seiner Wanderungen in der Sächsischen Schweiz gefunden - und fünf Jahre später im Atelier in ein Ölgemälde verwandt, das zu den Ikonen der Romantik zählt. «Es ist der Felsen, auf dem "Der Wanderer über dem Nebelmeer" steht», sagt Holger Birkholz, Kurator und Konservator am Dresdner Albertinum. 

Als Napoleon im März 1813 Dresden besetzte, war Friedrich ins nahe Elbsandsteingebirge geflohen, das er schon kannte, und bei einem Freund in Krippen (heute ein Ortsteil von Bad Schandau) untergekommen. Von dem kleinen Örtchen an der Elbe führt seit 2001 ein nach ihm benannter Weg dorthin, wo er während seines längsten Aufenthalts in der Umgebung zeichnete: Baum- und Felsstudien, Ausblicke, Sandsteinbruch oder Waldwege. 

Auf den Spuren des Meisters der Romantik

Auf dem Caspar-David-Friedrich-Weg wandert man vorbei an Orten, die den Künstler einst inspirierten, wo er die Natur genau studierte. Rund 15 Kilometer geht es am felsigen Hang nach Schöna und über Kaiserkrone und Wolfsberg zurück, mit Blicken auf und in die zerklüftete Felslandschaft über der träge dahinfließenden Elbe, die den aus Greifswald an der Ostsee stammenden Maler immer wieder fesselte. «Friedrich war oft dort unterwegs», sagt Nicole Hesse vom Tourismusverband Sächsische Schweiz. Das lasse sich anhand von Blättern seines Krippener Skizzenbuchs belegen. 

Auf einer Tafel am Ortsrand ist ein «Aquarell im Steinbruch» abgebildet, mit dem Verweis auf den Abbau von Sandstein unweit davon. Auf vermoosten Steintreppen geht es dazu 50 Höhenmeter steil hinauf, dann im Zickzack durch dichten Wald, bis auf ein Plateau am Hang mit Büschen, Bäumen und Felsen. Durch das Blätterdach über etwa 30 Meter hoch aufragenden Steinwänden dringen Sonnenstrahlen wie Spots. 

Insgesamt zwölf Stationen hat die Tour, die Tafeln wurden zum 250. Geburtstag des berühmten Besuchers (1774–1840) neu gestaltet. Auch auf Tschechisch und Englisch wird erklärt, was er gezeichnet hat, dazu das entsprechende oder ein ähnliches Werk gezeigt. «Welche Strecke er genau ging, weiß man nicht», erklärt Hesse. Aber es gebe Zeichnungen, die sicher oder wahrscheinlich dort entstanden. Sechs der Punkte könnten Blättern aus dem Krippener Skizzenbuch zugeordnet werden. 

Friedrich lebte über vier Jahrzehnte in Dresden

Friedrich lebte seit 1798 bis zu seinem Tod mehr als vier Jahrzehnte Dresden. Immer wieder zog es ihn von der Residenzstadt in die Umgebung, ab 1799 wanderte er im Elbsandsteingebirge. Mindestens 19 Besuche sind belegt, bei denen er zeichnete, Natur und Landschaft studierte, sagt Hesse. «Aus diesem Fundus schöpfte er später bei der Komposition seiner Gemälde.»

In Krippen war er 1802 und 1814 sowie von März bis November 1813, als er vor der Napoleonischen Besatzung Dresdens flüchtete. «Aus dieser Zeit sind 20 Zeichnungen erhalten», sagt Hanka Owsian, Leiterin des Museums Bad Schandau. Einiges lasse sich mit dem Original am historischen Ort verbinden, manches Blatt habe er selbst bezeichnet. Auf dem Caspar-David-Friedrich-Weg kann dem Künstler, der die Einsamkeit brauchte «für das Gespräch mit der Natur», gefühlt über die Schulter geschaut werden. 

Die nahe Felsenwelt war sein Ideal einer romantischen Landschaft. In der Stille und Einsamkeit erspürte er die Natur, sagt Owsian. Diese Faszination ist an vielen Stellen des Weges erlebbar, der mit dem «Relaunch» wieder freigeschnitten wurde. Rund 70 Wegweiser sind erneuert und die Informationstafeln an prägnanten Orten überarbeitet.

Auch an der Kaiserkrone. Auf dem zerklüfteten Rest eines Tafelbergs geht der Blick weit in die Landschaft, zum nahen Zirkelstein, den Schrammsteinen und dem Winterberg in der Böhmischen Schweiz. Wie der von Friedrichs berühmten Wanderer, auf einen Stock gestützt in der Morgendämmerung auf einem Felsgipfel, auf eine bizarre Landschaft, durch die Nebel zieht, aus dem einzelne Berge ragen. Diese Aussicht sei aber eine Erfindung, sagt Holger Birkholz. Da habe Friedrich Felsformationen verwandt, die Zirkelstein, Rosenberg und Gamrig ähneln, «die von dort aus aber gar nicht zu sehen sind». 

Mühsame Recherche nach Friedrichs «Hotspots» 

Den Weg, der von Krippen nach Schöna und zurück führt, über die Kaiserkrone und den Wolfsberg, haben zwei der Region und der Landschaft eng verbundene Enthusiasten recherchiert. «Die Idee war, den bekannten Malerweg auf dieser Elbseite zurückzuführen», erzählt der frühere Krippener Ortsvorsteher und Schulleiter Gerd Englick. Mit Frank Richter, einem Kletterer und Landschaftsfotograf, hat er Orte identifiziert, wo Friedrich die Natur studiert haben könnte.

«Tagelang sind wir mit Kopien seiner Zeichnungen durch den Busch gestürzt, es war wie die Suche im Heuhaufen», erinnert der 83-Jährige. Der «erste Volltreffer» war ein Felsturm. «Die Vegetation hat sich verändert, aber die Felsen nicht». Weitere Steine, deren Umgebung und Ausblicke halfen - und manchmal einfach der Zufall. «Es gibt einige Motive, die man im Bereich der Zeichnungen verorten kann am Mittelhangweg, wie Felsformationen und Sichten auf die andere Elbseite», sagt Birkholz. 

Dresden besonderer Ort für Kunstfreunde und Friedrich-Fans

Die Zeichnung der Felskuppe am Fuße der Kaiserkrone wird im Dresdner Kupferstich-Kabinett bewahrt. Ein Felsen am Püschelweg in Krippen wiederum habe «sehr große Ähnlichkeit» mit dem im berühmten Gemälde «Zwei Männer in Betrachtung des Mondes». Das werde immer wieder diskutiert, weil es nicht ganz einfach sei, das genau zu verorten. Das Werk gehört zur Sammlung im Dresdner Albertinum. «Wir haben die erste Version des Bildes.»  

Laut Birkholz entstanden alle Gemälde von Friedrich in Dresden und werden ab August in der Jubiläumsausstellung im Albertinum zu sehen sein sowie weitere Werke im Kupferstich-Kabinett. «Das Besondere bei uns ist, dass man sie anschauen und dann die Orte erwandern kann, wo er war», seine Motive fand, für Ruinen-Bilder, Baum-, Fels- und Naturstudien. «Man kann diese Stimmung spüren in der Landschaft.» Bisher stand der Caspar-David-Friedrich-Weg im Schatten des Malerwegs - und soll nun endlich aus dem «Dornröschenschlaf» erwachen.

© dpa ⁄ Simona Block, dpa
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