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Igelschwund auch im Südwesten

Der Frühling ist da - und es wird wieder Rasen gemäht. Leider oft mit Mährobotern, die Igeln fatale Verletzungen zufügen können. Naturschützer warnen vor dem Schwund der ohnehin gefährdeten Tiere.
Igelschwund
Igel sind besonders gefährdet. © Armin Weigel/dpa

Die genauen Zahlen kennt keiner, aber Natur- und Tierschützer warnen auch im Südwesten vor einem bedenklichen Schwund von Igeln. Die Tiere sind laut dem Naturschutzbund Nabu Baden-Württemberg zunehmend bedroht - unter anderem durch den Einsatz von Mährobotern. Es gebe eine hohe Dunkelziffer, «weil sich die verletzten Tiere verkriechen und dann oft unbemerkt qualvoll an den Verletzungen sterben», sagte eine Nabu-Sprecherin. Ein kommunales Verbot der Mähroboter könne dazu beitragen, Igel effektiv zu schützen.

Waltraud Hoyer, Igelhelferin beim Nabu Nürtingen, bekommt jedes Jahr mehr Igel zur Pflege gebracht, die durch Schnitte verletzt wurden. «Wir haben definitiv einen Anstieg», sagte sie. Das höre sie auch von anderen ehrenamtlichen Igelhelfern, von Igelstationen und Tierheimen. «Manche Igel haben Glück und verlieren nur einen Teil ihrer Stacheln, andere verlieren ein Bein, einen Teil des Gesichts oder die Schnauze», berichtet sie. Während einst frühestens im Herbst Jungtiere gefunden wurden, die zu wenig Nahrung bekamen, fange die Arbeit der Igelhelfer und Auffangstationen mittlerweile bereits im Frühjahr an - auch weil dann das große Mähen und Rasentrimmen beginnt.

«Es gibt einen extremen Anstieg der Zahlen», sagt Anette Lampart, die die Igelstation in Esslingen-Zell leitet und 2. Vorsitzende des Igelvereins Stuttgart ist. Bis zu 180 kranke Tiere werden bei ihr jährlich angeliefert und es werden immer mehr. Sie sind ausgehungert und abgemagert, weil sie wegen des Insektenschwundes keine Nahrung mehr finden. Sie sind von Parasiten befallen, weil sie statt Insekten Schnecken fressen müssen und sich dadurch Würmer einhandeln. Oder sie sind von Mährobotern oder anderen Gartenschneidegeräten verletzt.

Sabine Mayer, Igelbetreuerin und Kleintierpflegerin im Tierheim Reutlingen, versorgte im vergangenen Jahr mehr als 160 geschwächte und kranke Igel, über 20 davon mit teils schweren Schnittwunden. Während die mangelernährten Igel oft gerettet werden können, komme von den durch Schneidmessern verletzten Tieren höchstens ein Viertel durch, sagt sie. Die Behandlung sei sehr zeitintensiv und langwierig. Die anderen müssten eingeschläfert werden.

«Die Fälle häufen sich, was für viele Igelstationen eine enorme Belastung darstellt und wichtige Ressourcen bindet, da die verletzten Igel oft überdurchschnittlich viel Pflege und Behandlung erfordern, hatte das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) schon im Januar dieses Jahres gewarnt. Forschende hatten dort 370 zwischen Juni 2022 und September 2023 in Deutschland dokumentierte Fälle von Schnittvernetzungen an Igeln analysiert. Als Folge regten sie europaweite Sicherheitstests für Mähroboter an.

Wie viele Igel es überhaupt gibt, ist unklar; ebenso wenig werden verletzte oder getötete Igel in Deutschland nach Angaben der Deutschen Wildtierstiftung systematisch erfasst. Auch Baden-Württemberg erhebt sie nicht, wie aus der Antwort des Landwirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der AfD Ende vergangenen Jahres hervorgeht. Insgesamt gehe aber auch das Umweltministerium von zumindest lokalen Rückgängen des Igelbestandes aus, heißt es darin.

Wildtierexperten sähen mit Sorge, dass der Igelbestand hierzulande offenbar schleichend abnimmt, sagt Jenifer Calvi von der Wildtierstiftung. Der Igel werde auf der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands in der Kategorie «Vorwarnliste» geführt. Sollte sich nichts ändern am negativen Einfluss der Menschen auf seinen Lebensraum, «ist zu erwarten, dass die Art in naher Zukunft in die Kategorie «Gefährdet» hochgestuft werden muss».

Inzwischen gebe es viele Menschen, die in ihrem Garten noch nie einen Igel gesehen hätten, sagt Igelhelferin Hoyer. Sie und andere Experten und Igelhelfer setzen sich dafür ein, dass Mähroboter wenigstens nichts nachts unterwegs sind und dann die nachtaktiven Stacheltiere überfahren. Und Mayer appelliert an alle Gartenbesitzer: «Pflanzt insektenfreundliche Blumen - und lasst euren Garten doch mal ein bisschen verwildern.»

© dpa
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