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Digitalisierung macht Analphabeten das Leben schwer

Seit der Corona-Pandemie haben sich viele Angebote ins Netz verlagert. Für Menschen mit mangelnden oder keinen Lese- und Schreibkenntnissen sind die Hürden damit noch einmal größer geworden.
Alphabetisierung
Blick auf Buchstaben und Wörter an einer Tafel bei einem Kurs für Menschen mit Lese-Schreib-Schwierigkeiten. © Jens Kalaene/dpa/Symbolbild

Der Trend zur Nutzung digitaler Medien, der sich seit der Corona-Pandemie deutlich verstärkt hat, stellt Menschen mit geringen oder keinen Lese-Schreibkenntnissen vor Probleme. «Ob Online-Anmeldungen oder Online-Banking: Wer nicht richtig lesen und schreiben kann, muss nun zusätzliche Hürden meistern», sagte Fabian Walpuski vom Thüringer Volkshochschulverband. Grundsätzlich hätten die Corona-Lockdowns diese Gruppen schwer getroffen, da Kursangebote eingestellt oder unterbrochen wurden. Für Menschen aus einkommensschwachen Haushalten sei es zudem schwerer, digitale Geräte oder einen guten Internetzugang zu finanzieren.

Nach Angaben des Volkshochschulverbands leben in Deutschland rund 6,2 Millionen Menschen mit keinen oder nur sehr eingeschränkten Lese- und Schreibkenntnissen. Das Bildungsministerium schätzt, dass in Thüringen etwa zwölf Prozent aller Erwerbsfähigen zwischen 18 und 64 nicht ausreichend lesen und schreiben können.

Trotz zahlreicher entsprechender Angebote erweist es sich als schwierig, Menschen dazu zu bewegen, dieses Problem anzugehen. Seit Jahren sei die Teilnahme an Alphabetisierungskursen bei den Volkshochschulen sehr gering, sagte Walpuski. Bundesweit nutzten jedes Jahr nur etwa 0,7 Prozent der Betroffenen diese Angebote. «Die Ansprache und Beratung von Menschen, die über geringe Schriftsprachkompetenzen verfügen, stellen daher die zentralen Herausforderungen dar.»

«Bei der Etablierung von Alphabetisierungsmaßnahmen braucht es einen langen Atem», berichtete auch Evelyn Sittig, die Leiterin der Geschäftsstelle von LOFT, dem Dachverband der Träger der Erwachsenenbildung in Thüringen. Grundsätzlich funktioniere die Arbeit nur in Kleinstgruppen mit bis zu fünf Teilnehmern. Weil das Thema mit viel Scham verbunden sei, dürften sich Betroffene zudem nicht als Analphabeten entlarvt fühlen.

Doch wie ist es überhaupt möglich, dass so viele Menschen in Deutschland durch das Raster der allgemeinen Schulbildung fallen? «Die erfüllte Schulpflicht sagt nichts über den Lernstand der einzelnen Schüler aus», fasste Walpuski zusammen. So hätten beispielsweise 2021 bundesweit rund 47.500 junge Menschen den untersten Schulabschluss verfehlt. Die Gründe seien schulisch, familiär oder individuell bedingt - etwa durch eine Verzögerung der Sprachentwicklung oder Hör- und Sehschwächen.

Sittig zufolge sind positive Lernanlässe und praktische Bezüge eine Grundlage für gutes Lernen. «Ein Schulsystem, das sich seit Jahrzehnten kaum verändert hat, kann diese Bedingungen kaum erfüllen.» Neben grundlegenden Strukturänderungen müsse auch die Weiterbildung des Lehrpersonals einen höheren Stellenwert bekommen. Von der Politik fordern die Anbieter von Alphabetisierungskursen vor allem eine verlässliche Finanzierung, die nicht auf jeweils ein Jahr begrenzt ist. Fördermöglichkeiten müssten zudem flexibler gestaltet werden, um Menschen mit kreativeren Angeboten abholen zu können.

Um Menschen mit Lese- und Schreibschwächen nach der Schule zum Weiterlernen zu motivieren, gibt es eine Reihe von Angeboten im Freistaat. So engagiert sich unter anderem das aus 80 Akteuren und Institutionen bestehende Thüringer Bündnis für Alphabetisierung und Grundbildung in diesem Bereich. Neben Radiospots und Videos im Netz und in den sozialen Medien ist in Thüringen zudem das Alpha-Mobil unterwegs, das auch gebucht werden kann. Eine spannende Neuerung sei zudem die sogenannte «Lerner-Zeitung», in der Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten ihre eigene Geschichte erzählen, sagte Walpuski.

Essenziell wichtig zum Lesenlernen seien aber auch Impulse und die behutsame Mithilfe von Bekannten, Freunden oder Familienangehörigen, sind sich die Experten einig. Auch Mitarbeiter von sozialen Beratungsdiensten könnten aufgrund ihrer guten Vertrauensbasis eine wichtige Rolle spielen - die sogenannten Lesecafés hätten sich dafür als gute Basis erwiesen. Weitere Informationen bieten unter anderem die Thüringer Grundbildungs-Hotline, die Internetseite www.hier-lerne-ich.de und die 22 Volkshochschulen und 16 freien Träger der Erwachsenenbildung.

© dpa
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