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Kunst im Zeitalter der KI - Art Cologne bleibt stabil analog

Mit KI erstellte Fakes täuschen Millionen Menschen im Internet, Chatbots schreiben Texte und intelligente Waffen zerstören auf eigene Faust. Die Kunstwelt zeigt sich ungerührt und setzt auf gute alte Malerei.
Art Cologne 2023
Daniel Hug ist Direktor der Art Cologne. Sie ist die älteste Kunstmesse der Welt und gilt als größte deutsche Kunstmesse. © Oliver Berg/dpa

«Pulse» heißt das Bild des Berliner Künstlers Markus Selg - und wer in letzter Zeit im Internet unterwegs war, dem könnte der Look bekannt vorkommen: Auf den ersten Blick vertraut scheinende Formen zerfließen zu Unmöglichem. Ein Bild, das so realistisch aussieht, dass es schon wieder unrealistisch ist - hier ist doch Künstliche Intelligenz im Spiel! Als Kunstwerk mit Unterstützung eines schlauen Computers hängt es auf der Art Cologne aber ziemlich allein an der Stellwand. Während andere Branchen geschockt sind von neuen Möglichkeiten der KI, bleibt die Kunstwelt auffällig gelassen und stabil analog.

«Malerei ist gerade sehr, sehr präsent», sagt Anke Schmidt vom Bundesverband deutsche Galerien und Kunsthändler. «Das ist definitiv der Trend.» So lassen sich mit guten, alten Gemälden nach wie vor die höchsten Preise erzielen. «Infinity Nets» der Japanerin Yayoi Kusama ist etwa für 2,4 Millionen Euro zu haben, ein Picasso-Ölgemälde («Le peintre et son modèle») gibt es für 3,75 Millionen Euro.

Mit 12.000 Euro ist das mit KI-Hilfe geschaffene «Pulse» dagegen ein Schnäppchen. «So richtig ist es noch nicht angekommen», sagt Galeristin Schmidt mit Blick auf das neue Genre.» «Aber Künstler werden mehr und mehr darauf zurückgreifen», vermutet der Galerist Guido Baudach, der «Pulse» auf der Art Cologne ausstellt. Dabei sei die ganze KI-Sache gar kein so großer Schritt. Das klinge alles ganz neu, sagt er. Walter Benjamins «Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit» sei aber bald 100 Jahre alt. Und auch etwa Fotografen benutzten einen Apparat - und der Apparat liefere etwas. So benutzten eben auch Künstler wie Selg Künstliche Intelligenz: als Tool, also Werkzeug.

Klassische Malerei mit dem Computer

«Ich würde von «Zusammenarbeit» sprechen», sagt Baudach mit Blick auf die Künstler-Computer-Beziehung. Art-Cologne-Chef Daniel Hug fühlt sich gar an die Renaissance erinnert. Dort hätten Meister oft auch nur die Details gemalt. Den Rest übernahmen dann Assistenten. Ähnlich sieht es der auf Digitalkunst spezialisierte Kölner Galerist Falko Alexander. «Das ist eigentlich eine klassische Malerei - mit dem Computer», sagt er über die an seinem Stand ausgestellten Werke, die digital, aber ohne KI-Hilfe angefertigt sind.

Doch Computerunterstützung hin oder her, auch am Stand der Digital-Cracks hängen keine Bildschirme, sondern echte Bilder auf Papier oder Leinwand an der Wand. «Ich glaube, wir kommen nicht so ganz über diese Haptik des Alten hinaus», sagt Alexander. Das Prinzip der Einmaligkeit spiele auch hier eine Rolle. Die erste Frage vieler Käufer sei: «Wo ist das unterschrieben?», sagt Alexander.

In den vergangenen Monaten hatten etwa aufsehenerregende Bilder wie der täuschend echt wirkende KI-Fake von Papst Franziskus in hipper weißer Daunenjacke geschockt: So gut ist Künstliche Intelligenz also schon, wurde manch einem bewusst. Aber während etwa im Journalismus oder in der politischen Kommunikation gestritten wird, was KI alles darf und was nicht, ist die Debatte in der Kunstwelt sehr leise. Die stecke noch in den Kinderschuhen, sagt Anke Schmidt vom Galerien-Bundesverband. Dass darüber nicht so intensiv wie in anderen Bereichen gesprochen wird, könnte laut Galerist Baudach damit zusammenhängen, dass es in der Kunst schwieriger sei, jemandem dadurch die Arbeit wegzunehmen.

Eine kleine Provokation gibt es

So stehen auf der noch bis Sonntag geöffneten Art Cologne klassische Formate wie Malerei weiter im Vordergrund. Kunstliebhaber schlendern am Donnerstag etwa am Monumentalgemälde «Counter Jumpers» der britischen Künstlerin Lucy McKenzie oder an einem Ölgemälde von Alice Neel (2 Millionen US-Dollar) vorbei. Mit der Kategorie «Kunst unter 5000 Euro» gibt es aber auch vergleichsweise erschwingliche Werke.

«Galerien sind die eigentlichen Entdecker neuer Talente», sagt Galeristin Schmidt. Bei den Digitalkünstlern um Falko Alexander hat man sich indes eine kleine Provokation erlaubt: Dort zeichnet ein an einen Macbook angeschlossener Computerarm während der Kunstmesse fortlaufend Bilder - und kritzelt die Unterschrift des Künstlers «Arno Beck» gleich selbst mit hin.

© dpa ⁄ Gregor Bauernfeind (Text) und Oliver Berg (Foto), dpa
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